16.000 Kilometer Landesgrenze: Neue Herausforderung für Brasilien► Seite 2

Datum: 20. April 2012
Uhrzeit: 06:46 Uhr
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Autor: Redaktion
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► Präsidentin Dilma Rousseff steht unter politischem Druck

Historisch gesehen gab es in der Vergangenheit wenig Grund, beide Seiten der Grenze zu sichern. Seit 1870 hatte das Land keine kriegerischen Auseinandersetzungen mit seinen Nachbarn, Hyperinflation und politische Instabilität schreckten potenzielle Einwanderer ab. Inzwischen haben sich die Zeiten geändert, das größte Land Südamerikas erlebt einen Wirtschaftsboom. Pro-Investment-Strategien und Programme zur Verringerung der Armut haben dazu geführt, dass Brasilien im vergangenen Jahr Großbritannien überholt hat und zur weltweit sechstgrößten Volkswirtschaft aufgestiegen ist.

Diese Dynamik und eine ungewöhnlich starke Währung ziehen Einwanderer aus ganz Südamerika an, die in Brasilien drei-oder viermal mehr verdienen als in ihrer Heimat. Im Juli 2011 gab es offiziell über 1.460.000 registrierte Ausländer, ein Anstieg von 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der massive Zustrom von ausländischen Arbeitnehmern lindert den Mangel an Fachkräften, während Brasiliens Arbeitslosenquote ein Rekordtief verzeichnet. Die Regierung geht allerdings davon aus, dass die Gesamtzahl der Einwanderer ohne Papiere mehrere Hunderttausende beträgt.

Die Vernachlässigung der Grenzen führte ebenfalls zu einer Flut von billigen Importen, welche die lokale Industrie bedrohen. Unzählige Waren aus China und den Nachbarländern gelangen unbemerkt ins Land und bilden neben der Zunahme des Drogenkonsums und der organisierten Kriminalität eines der Hauptprobleme des Landes. An der Grenze zu Bolivien wurden vor wenigen Tagen unzählige unterirdisch verlaufende Wege entdeckt, auf denen Menschenhändler und Schmuggler die Kontrollpunkte an der Grenze umgehen.

Inzwischen hat die Regierung die Problematik erkannt und plant Investitionen in Milliardenhöhe. „Wir können nicht länger veraltete Ansichten vertreten und unsere 16.000 Kilometer lange Grenze mit einer Handvoll Männer sichern. Dies ist unmöglich“, erklärte Präsidentin Dilma Rousseff. In einer ersten Maßnahme wurde die Rolle des Militärs erweitert. Sie wurden mit polizeilichen Befugnissen ausgestattet, einschließlich der Möglichkeit, Fahrzeuge im Umkreis von 150 Kilometern zur Grenze anzuhalten und zu durchsuchen. Eine umfassende Koordinierung zwischen dem Militär und den verschiedenen Polizeikräften wurde angeordnet, eine neue gemeinsame Kommandozentrale für Grenzfragen wurde innerhalb des Verteidigungsministeriums gebildet. Die Regierung spricht von einer fundamentalen Veränderung, die als „zentraler Bestandteil einer neuen Strategie für Jahrzehnte“ bezeichnet wird.

In den nächsten Jahren werden für mehrere Milliarden Dollar unbemannte Luftfahrzeuge (Drohne) der neuesten Generation angeschafft, die das Grenzgebiet überwachen. Laut dem Ministerium für Justiz wird die Regierung die Anzahl der Bundespolizei im Grenzgebiet bis zum Jahr 2013 verdoppeln, dabei will man sich Praktiken ähnlich denen in den USA bedienen.

Eine neue Kooperationsvereinbarung zwischen den Vereinigten Staaten und Bolivien wird als Erfolg gesehen. Von Juni 2011 bis Februar 2012 wurden bei gemeinsamen Operationen bereits 123 Tonnen Marihuana und 17 Tonnen Kokain sichergestellt, mehr als 5.500 Personen verhaftet. „Es ist ein guter Anfang. Es wird in Zukunft immer wichtiger, unsere Grenzen zu schützen. Nur so kann unsere Wirtschaft weiterhin ungestört wachsen“, zeigte sich Handelsminister Pimentel überzeugt.

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