Projekt „MATOPIBA“: Hauptbedrohung für Brasiliens Cerrado

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Jüngste Daten des Nationalen Instituts für Weltraumforschung (Instituto Nacional de Pesquisas Espaciais) zeigen, dass die Entwaldungsraten von Jahr zu Jahr weiter steigen (Foto: Ministério do Meio Ambiente)
Datum: 25. September 2018
Uhrzeit: 15:51 Uhr
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Der Cerrado umfasst mit einer Fläche von 2.036.448 Quadratkilometern ein Gebiet von der Größe Alaskas. Die Savannen Zentral-Brasiliens sind ein strategisches Biom, hauptsächlich für die Erhaltung von Ökosystemen und Wasserkreisläufen, die mehrere Regionen des südamerikanischen Landes versorgen. In der artenreichsten Savanne der Welt konzentrieren sich fünf Prozent der Artenvielfalt des Planeten, das Gebiet gehört zu den wichtigsten Wasserressourcen Lateinamerikas. Trotz aller Bedeutung leidet das Biom seit Jahrzehnten unter dem starken Vormarsch der Agrarwirtschaft und hat bereits die Hälfte seiner natürlichen Vegetation verloren. Die Cerrado-Region in den Bundesstaaten Goiás, Mato Grosso, Mato Grosso do Sul, Minas Gerais, Maranhão, Paraná, Piauí und São Paulo wird erst seit etwa fünfzig Jahren im großen Stil landwirtschaftlich genutzt. Traditionell fand in den früheren Jahren eine extensive Weidenutzung statt, inzwischen werden auf riesigen Plantagen immer mehr Sojabohnen, Baumwolle, Eukalyptus, Mais, Zuckerrohr und Reis angebaut. Aktuell sind bereits über zwei Drittel der Cerrado-Flächen durch menschlichen Einfluss stark verändert worden, über die Hälfte des Biodiversitäts-Hotspots fiel der Agrarindustrie zum Opfer.

Der Cerrado ist weiterhin Ziel politischer Maßnahmen zur Förderung der landwirtschaftlichen Entwicklung. Jüngste Daten des Nationalen Instituts für Weltraumforschung (Instituto Nacional de Pesquisas Espaciais) zeigen, dass die Entwaldungsraten von Jahr zu Jahr weiter steigen. Von 2017 bis 2018 gab es einen Anstieg von neun Prozent. Die größte Bedrohung ist allerdings das Projekt „MATOPIBA“ (Maranhão, Tocantins, Piauí und Bahia). Das strategisch definierte Gebiet bezeichnet eine geografische Erweiterung der letzten landwirtschaftlichen Grenzen des Landes, die die Territorien der vier genannten Bundesstaaten teilweise abdeckt. Rund siebzig Millionen Hektar sollen die Getreideproduktion in Brasilien steigern. Projektionen des Ministeriums für Landwirtschaft, Viehzucht und Versorgung (MAPA) gehen davon aus, dass diese Region im Zeitraum 2023/2024 voraussichtlich 22,6 Millionen Tonnen Getreide produzieren und am Ende des Projektionszeitraums eine Getreideanbaufläche zwischen 8,4 und 10,9 Millionen Hektar aufweisen wird.

„MATOPIBA“ ist die damit die größte Repräsentation der Reproduktion eines Degradationsmodells in Verbindung mit Umweltungerechtigkeit gegenüber traditionellen Völkern und Gemeinschaften im Cerrado. Es gibt ein großflächiges, exportorientiertes landwirtschaftliches Expansionsgebiet, das keinen Reichtum für die lokale Bevölkerung erzeugt, insbesondere für traditionelle Völker und Gemeinschaften, die unter Enteignung leiden, sowie die negativen Auswirkungen der Umweltdegradation, die sich aus diesem Entwicklungsmodell ergeben. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass „MATOPIBA“ heute das größte Entwaldungsgebiet in Brasilien ist.

Nur die mit Sojabohnen bepflanzte Fläche in dieser Region wuchs zwischen 2000 und 2014 um mehr als zweihundert Prozent. Soja ist ein Reizthema – nicht die Bohne, sondern ihre Herstellung verändert Brasilien. Zwischen 1.400 und 1.800 Liter pro Kilo Sojabohnen werden benötigt, der nationale Wasserhaushalt ist allerdings abhängig von der Erhaltung des Cerrado. Aufgrund seiner Eigenschaften trägt er zur Ansammlung von Wasser bei, bildet Grundwasserleiter und füllt drei der größten Gesteinskörper mit Hohlräumen der Welt: Guarani, Urucuia und Bambuí. Es ist die Region der Quellen großer hydrographischer Becken, drei der größten in Südamerika: São Francisco, Tocantins-Araguaia und Paraná.

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