Meine Bäume weinen. Wie kann man Bäume schmunzeln machen? Sie haben Psychologen nötig, Pflanzenpsychologen. Ich kann ihnen nicht weiterhelfen, ich bräuchte selber welche. Aber ich kann etwas Positives erkennen, indem dass sie weinen und bluten. Das zeigt, dass sie noch leben. Und was lebt, hat eine Seele. Denn Seele ist Lebensprinzip. Sie leben und leiden.
Sie leben zwar in unvorstellbarer Zeitlupe. Auch wenn sich diese verhundertfacht hat, seitdem sie hier sind. Denn vergiss nicht: es handelt sich um meine einstigen Zimmerpflanzen, die schon in der Schweiz Jahrzehnte überlebt hatten und kaum gewachsen waren. Und dann noch wenige Jahre Haiti erleben durften. Da stellte Mutter Natur ihr Wachstumstempo jäh um auf Zeitraffer. Sie stängelten auf, durften aus Topfpflanzen richtige Baumriesen werden. Bevor das Goudou-goudou kam, das nochmals einige überleben ließ. Sie werden vielleicht noch einmal Jahrzehnte, oder gar Jahrhunderte schaffen, und das Leiden vergessen. Mit der heilenden Zeit, selbst ohne Pflanzenpsychologen.
Da erinnere ich mich einiger Lesestoffe aus der Studentenzeit. Ich war schon damals am Seelenleben der Pflanzen interessiert und verfolgte Berichte aus amerikanischen Universitäten zum Thema. Ich erinnere mich, dass Studenten in Treibhäusern gleichartige Pflanzengruppen unter ebenbürtigen Umständen pflegten, aber unter unterschiedlichen psychischen Bedingungen. Sie stellten dabei fest, dass sich die Gruppe der mit Zuneigung, selbst sogar sprachlichen Aktivitäten „behandelten“ Pfleglinge, besser entwickelten als die nur technisch Gleichbehandelten. Kunstfrage ist nun, ob meine auf 30 Kilometer Distanz immer noch aktive Zuneigung und „Motivation“ auch noch wirksam ist … das wäre telekinetisch. Ich habe ja immer gesagt, dass es in Haiti alles gibt!
Leider kein Kommentar vorhanden!