Stegemann-Interview: „Verpasste Olympia-Teilnahme ist eine Katastrophe!“► Seite 2

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Datum: 23. Juli 2011
Uhrzeit: 00:01 Uhr
Ressorts: Brasilien, Sport
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Autor: Dietmar Lang
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► 1. Teil: Kerstin Stegemann über Rio 2011, Frauenfußball, Bundeswehr und das Ende des diesjährigen Sommermärchens

Jetzt sind Sie ja jemand, der beim Fußballspielen sehr viel internationale Erfahrung gesammelt hat. Wie bewerten Sie die Trainings- und Spielstätten, die ja jetzt nicht extra neu errichtet worden sind wie das Athletendorf?
Also ich denke für hier sind sie okay, für die Olympischen Spiele wird es nicht reichen. Ich spreche jetzt speziell vom Fußball, da sind die Plätze einfach viel zu uneben. Aber sie haben sich sehr bemüht und alles schön hergerichtet, drum herum ist alles perfekt. Ich weiß ja nicht ob das am brasilianischen Winter liegt, im Sommer brennt die Sonne vermutlich noch stärker auf den Rasen. Aber für die Olympischen Spiele reicht es noch nicht, die Infrastruktur hängt, auch die Organisation. Manchmal brauchen wir anderthalb Stunden um überhaupt ins Training zu kommen, der Verkehr ist sehr zähfließend. Jetzt haben wir zwar 500 Meter von hier eine Trainingsstätte bekommen, fahren aber trotzdem mit dem Bus außen herum. Man denkt hier manchmal noch ein wenig zu kompliziert, man könnte es einfacher haben. Aber man lernt daraus und weiß dann, wie man es vielleicht anders machen sollte. Das soll jetzt aber keine böse Kritik sein.

Bei den Olympischen Spielen ist das so, dass man sich gerne untereinander bei den Wettkämpfen anfeuert. Da muss organisiert werden, dass Busse zu den Wettkampfstätten fahren. Unsere Fußball-Männer haben gespielt und wir wollten dort mit der ganzen Mannschaft hin. Wir haben es aber nicht geschafft dort hinzukommen, weder mit dem Taxi noch mit dem Bus. Und wir haben uns wirklich rechtzeitig darum gekümmert. Umgekehrt war es genauso. Und wir wollen andere Wettkämpfe wie Leichtathletik oder Schwimmen sehen. Aber man ist im Lager und kommt nicht raus. Leichtathletik interessiert mich total, aber es gibt keine Chance ins Stadion zu kommen.

Die Militärweltspiele werden leider von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen, auch im Internet finden sich in Deutschland kaum Berichte. Dabei stellen ja die Sportsoldaten rund ein Drittel der deutschen Athleten bei der zivilen Olympiade. Was sollte man da Ihrer Meinung nach ändern oder wollen die Soldatinnen und Soldaten lieber unter sich bleiben?
Nein, denn es ist ja so, dass die Soldaten, die bei den Olympischen Spielen starten, teilweise auch hier bei den Military World Games dabei sind. Das ist auch ganz spannend, weil es immer ein Jahr vor den Olympischen Spielen ist. Bei der Leichtathletik und den Schwimmwettkämpfen hat man gerne nochmal einen Vergleich mit den anderen Athleten. Es ist immer ein ganz besonderes Highlight für die Schwimmer oder die Leichtathleten. Beim Fußball ist es eine ähnliche Entscheidung, wir haben jetzt gerade die Frauen-Weltmeisterschaft im eigenen Land gehabt, da sind die Top-Fußballerinnen natürlich zu Hause. Allerdings haben wir auch ehemalige Nationalspielerinnen wie Conny Pohlers oder Lisa Weiß, die den Sprung in den letzten Kader nicht geschafft hat, aber bei den ganzen WM-Vorbereitungen mit dabei waren. Ich habe auch schon ein paar Länderspiele gemacht, das ist also kein schlechtes Niveau. Bei Holland, Frankreich oder Brasilien sind überall ehemalige Nationalspielerinnen mit dabei.

Sie sprechen es an, Deutschland trifft im Turnier auf harte Konkurrenz. Da sind zum Beispiel Brasilien als Weltmeister 2009 und 2010 und andere starke Mannschaften wie Holland, die USA oder Kanada. Die Bundeswehr-Nationalmannschaft war zuletzt auf Platz 5 …
Die letzten beiden Jahre, glaube ich. Bei den letzten World Games waren wir auf Platz 2, danach hatten wir einen Durchhänger. Also bei uns ist das immer abhängig, wie viele Spitzensportler wir bekommen. Die anderen Nationen haben auch viele Nationalspielerinnen und ausgediente Nationalspielerinnen dabei, wir haben vornehmlich Soldatinnen aus der Truppe, die hobbymäßig Fußball spielen. Wenn wir die mitnehmen und wir spielen gegen so erfahrene Spielerinnen, dann ist das schwer.

Erzählen Sie doch einfach ein bisschen was von Ihrem Kader. Neben Offizieren und Unteroffizieren sind dort auch Mannschaftsdienstgrade mit dabei. Und wie kommt man nun als junge Frau in die Frauenfußball-Nationalmannschaft der Bundeswehr?
Wir machen jedes Jahr im Januar/Februar eine Ausschreibung in der Bundeswehrzeitschrift „Ypsilon“ und wir suchen Fußball spielende Frauen, Soldatinnen. Dann machen wir eine Sichtung von rund 30, manche kennt man schon, manche sind neu. Und von denen sind jetzt hier fünf mit dabei. Die spielen normalerweise Regionalliga oder 2. Bundesliga, manche auch 1. Bundesliga. Diese ziehe ich dann ein und dann machen wir eine Vorbereitung von 2 bis 3 Wochen, immer im Abstand von rund 6 Wochen. Ich habe sie also nicht die ganze Zeit, die arbeiten ganz normal, sind ganz normale Soldatinnen in der Truppe, die ich mir nur einmal ein paar Tage ausleihe und dann fahren wir zum Turnier und spielen das. Das darf man also nicht überbewerten, das sind keine Spitzensportlerinnen und machen das nicht hauptberuflich. Sie machen das nur nebenbei und daher ist das schon eine Leistung, wenn sie bei einem Turnier in die Medaillenränge kommen, das kann man dann also schon hoch anrechnen.

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