Für alle Interessierten, die einmal ein typisch lateinamerikanisches Weihnachten erleben wollen, ist Ecuadors Hauptstadt Quito ein beliebtes Reiseziel. Dem Besucher begegnen in der Republik im Nordwesten Südamerikas viele außergewöhnliche lokale Bräuche. Die Hauptstadt ist ab Anfang Dezember eine einzige Fiesta. Den ganzen Monat über gibt es vorweihnachtliche Feiern und so manchen Brauch, der Ecuador-Besucher staunen lässt.
Die vorweihnachtlichen Feste, die „Fiestas de Quito“, beginnen bereits am 6. Dezember, dem Datum, an dem die Hauptstadt 1534 vom spanischen Eroberer Sebastián de Belacázar gegründet wurde. In den folgenden Wochen jagt in Quito ein kulturelles Highlight das andere, die Stadt vibriert nur so vor Festivals, Konzerten, stimmungsvollen Bräuchen und Tanzaufführungen. All die Rhythmen und Farben machen Quito zu einem Hotspot für eine entfesselte Weihnachtsstimmung.
Gesang und heiße Schokolade
Ein typisches Ritual in Quito ist die Feier der Weihnachts-Novene. Vom 15. bis zum 24. Dezember versammeln sich die Menschen in Kirchen und Gemeindehäusern und tragen dem Jesuskind zu Ehren Gedichte und Lieder vor. Dazu wird Weihrauch angezündet, man reicht heiße Schokolade mit Keksen.
Wenn der Bus zur Disco wird
Überall in Quito sieht und hört man in den Dezemberwochen „La Chiva Quiteña“. Das sind busartige Fahrzeuge, die ursprünglich Waren auf die Märkte transportierten und nun als Festtagsbusse fungieren. Festlich geschmückt und mit einem Orchester an Bord fahren die Busse alle zentralen Punkte der Stadt an, die Menschen tanzen in den umgebauten Vehikeln und außerhalb.
Schönheitswettbewerbe für Krippen
Ecuadorianer lieben Wettbewerbe. Da verwundert es kaum, dass vor Weihnachten nicht nur die Misswahl „Reina de Quito“ stattfindet, sondern sogar Schönheitswettbewerbe für Weihnachtskrippen ausgetragen werden. Die kunstvoll gestalteten Krippen werden im Museum des Teatro Nacional Sucre ausgestellt. Derweil erstrahlt auf Quitos Hausberg, dem Panecillo, eine überdimensionale, 20 Meter hohe Krippe, die mit über 6.500 Lichtern geschmückt wird.
Ein Schlemmermahl als Protagonist des Heiligen Abends
Die Quiteños schlemmen nicht erst an den Feiertagen, sondern direkt am Heiligen Abend. Die Feiertage nutzen sie dann zum Verdauen. Am 24. Dezember treffen sich die Familien zu einem ausgiebigen Mahl zu später Stunde und genießen reichhaltige Gerichte wie Truthahn mit Pflaumensauce, mit Rosinen gefülltes Hähnchen oder Pristiños, in Öl frittierte Teigbällchen mit Honigsauce.
Lasst die Puppen tanzen
Die Silvestertraditionen in Quito drehen sich ganz darum, das alte Jahr hinter sich zu lassen. Dafür werden Masken und Puppen aus Holz oder Papier gebastelt – meist repräsentieren sie Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens – und mit alter Kleidung ausgestattet. Diese Puppen dürfen von ihren Besitzern erst einmal gehörig verprügelt werden, bevor sie gegen Mitternacht dem Feuer zum Opfer fallen. Manchen reicht dafür das bloße Verbrennen nicht, sie stopfen Feuerwerkskörper in die Pappmaché- und Stoffkörper und jagen die Figuren im wahrsten Sinne des Wortes in die Luft. Damit ist das alte Jahr abgeschlossen und die Bewohner Quitos starten mit positiver Energie ins neue Jahr.
Wie in anderen Ländern an Halloween bevölkern in Quito am Silvesterabend Menschen mit Masken und in Kostümen die Straßen und erbetteln Almosen anstelle von Süßigkeiten. Im Gegenzug führen sie ein kleines Tänzchen auf. Die kuriosesten Szenen in diesen Tagen entstehen durch Männer, die sich als Witwen verkleiden,sich jedoch nicht trauernd verhalten, sondern mit aufreizenden und verführerischen Bewegungen Almosen für die Beerdigung ihrer Ehemänner erbitten.
Der typische Treffpunkt für die letzte Nacht des Jahres in Quito ist die Avenida Amazonas. Hier wird die Euphorie greifbar, es gibt unzählige Open-Air-Konzerte, Stände mit Leckereien, auch die beliebten Masken und Stoffpuppen werden hier verkauft.
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