Kubanische Wissenschaftler haben nach eigenen Angaben einen Durchbruch bei der Entwicklung einer wirksamen Cholera-Impfung erzielt. Wie Dr. Reinaldo Acevedo Grogues vom Finlay-Institut in Havanna im Rahmen eines in der kubanischen Hauptstadt ausgerichteten Kongresses erklärte, sei dies der Lohn von gut zehn Jahren Forschungsarbeit auf diesem Gebiet. Nun habe man einen Lebendimpfstoff mit dem Cholera-Bakterium entwickelt, wobei die krankheitsverursachenden Faktoren extrahiert worden seien.
Verabreicht soll das Serum als Schluckimpfung werden und damit auf gleichem Weg wie eine normale Infektion mit dem gefährlichen Erreger, der nach Angaben der panamerikanischen Gesundheitsorganisation jährlich bis zu 120.000 Todesopfer fordert. Bei der Impfung jedoch werde im menschlichen Organismus eine Immunität aufgebaut, die damit eine Erkrankung durch Cholera dauerhaft verhindere, erklärt der Forscher die Wirkungsweise des Serums.
Der neue Impfstoff befindet sich allerdings noch in einer erweiterten Versuchsphase. In den vergangenen Jahren sind zwar schon verschiedene Impfstoffe auf dem Weltmarkt erschienen, diese bieten jedoch nur maximal 50-prozentigen Schutz. Daher muss trotz allem auf strengste Hygiene in den betroffenen Gebieten geachtet werden.
Die kubanischen Forscher sind von ihrer Entwicklung allerdings mehr als überzeugt. Binnen 72 Stunden entfalte die einmalig zu verabreichende Dosis ihre Wirkung, dann seien die Erreger abgetötet. Damit sind sie zu den anderen erhältlichen Impfungen zusätzlich im Vorteil. „Der noch lebende Mikroorganismus reproduziert sich im Körper des Patienten zunächst weiter. Dadurch kann das Immunsystem reagieren, als ob mehrere Dosen verabreicht wurden, wie es bei toten oder inaktiven Impfstoffen heute international der Fall ist“, so Acevedo Grogues.
Getestet wurde der Wirkstoff bislang in Kuba und Mosambik, Ende des Jahres soll eine weitere klinische Studie mit Kindern durchgeführt werden. Die bisherigen Werte in Hinblick auf die Immunisierung der Patienten seien mehr als ermutigend. Allerdings werde man auch weiter an einem Totimpfstoff forschen, da dieser nicht nur leichter herzustellen sondern auch deutlich günstiger in der Produktion sei. Zudem könne dieser bei Patienten zur Anwendung kommen, die eine Impfung mit lebenden Bakterien ablehnen.
„Wir entwickeln parallel beide Varianten weiter, die lebende und die inaktive Version. Beide haben ihre jeweiligen Anwendungsgebiete und Vorteile, obwohl bereits jetzt schon klar ist, dass die erste Variante deutlich weiter entwickelt ist“, betont Acevedo Grogues abschließend.
In Lateinamerika kommt es immer wieder zu kleineren und größeren Ausbrüchen durch die unbehandelt meist tödlich verlaufende Infektionskrankheit. Neben Kuba, wo alleine 2013 mehrere hundert Fälle an Cholera publik geworden waren, ist in den vergangenen Wochen der mexikanische Bundesstaat Hidalgo in den Fokus der Gesundheitsorganisationen gerückt. Dort wurden bislang rund 150 Fälle registriert, mindestens 12 Menschen starben.
Zudem leidet Haiti auch fast vier Jahre nach dem Erdbeben von 2010 noch immer an einer vermutlich von UN-Blauhelmsoldaten aus Nepal eingeschleppten Cholera-Epidemie. Mehr als 600.000 Menschen wurden in dem bitterarmen Karibikstaat dadurch bislang infiziert, rund 8.500 Menschen sind trotz massiver internationaler Unterstützung nach offiziellen Angaben daran erlegen.
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