Der zunehmende Anbau von Gensoja in Brasilien hat Auswirkungen für Mensch und Natur. Um sich einen Eindruck über die konkreten Folgen der internationalen Agrarpolitik zu machen, ist Anton Hofreiter, Fraktionschef der Grünen im Deutschen Bundestag, für einige Tage in das größte Land Lateinamerikas gereist. Nach seinen Worten beginnt die Produktionskette, an deren Ende Aldi mit seinen billigen Schweineschnitzeln die Kunden lockt, in Brasilien. Hofreiter traf gleich zu Beginn seiner Reise ein politisches und wirtschaftliches Schwergewicht Brasiliens, den größten privaten Sojaproduzenten der Welt: Senator Blairo Maggi. Seine Firma besitzt mittlerweile mehrere hunderttausend Hektar Land für den Sojaanbau. Gleichzeitig sitzt der ehemalige Gouverneur der Soja-Region Mato Grosso mittlerweile als Senator im brasilianischen Oberhaus. In Maggis Händen verbinden sich politische und wirtschaftliche Macht. In einem Gespräch stellt Hofreiter den Senator zur Rede, befragte ihn zu den Konflikten um Landnahme und Vertreibung in den Anbaugebieten. Seine Antwort bezeichnet der deutsche Politiker und Biologe als äußerst krude: Nicht die Großgrundbesitzer, sondern die Indigenen und Kleinbauern seien die Hauptschuldigen für die Konflikte um Land. Maggi behauptet sogar, Indigene würden aus Paraguay und Bolivien “importiert”, was Hofreiter als besonders perfide Argumentation bezeichnet.
Um sich selbst ein Bild von der Situation in den Anbaugebieten zu machen, fuhr Hofreiter in die riesige Soja-Region Mato Grosso und berichtet von krassen ersten Eindrücken. Demnach ging es zwei Stunden lang nur an völlig überdimensionierten Soja- und Maisfeldern vorbei – vom ursprünglichen Regenwald ist so gut wie nichts übrig geblieben. An der Straße befinden sich imposante Lagerhallen und Logistik für den Sojaexport. Über die berüchtigte Soja-Autobahn „BR 163“ wird das Getreide zu den Häfen gebracht. Per Schiff kommt es dann nach Europa, wo es zum allergrößten Teil für die Tiermast verwendet wird.
In Lucas do Rio Verde traf der 45-Jährige Nilfo Wandscheer, den er als Kopf des lokalen Widerstands gegen die Soja-Lobby bezeichnet. Mit anderen Kleinbauern hat sich Wandscheer zu einer Kooperative zusammengeschlossen. Er bearbeitet mit seiner Familie gerade einmal 2,4 Hektar Land und hat 30 Milchkühe. Wandscheer ist politisch sehr aktiv, er erstattet zum Beispiel Umweltanzeigen bei illegalem Holzabschlag in indigenen Gebieten. Wandscheer berichte dem Gast aus dem fernen Deutschland, dass er für sein Engagement sehr konkrete Morddrohungen erhalten hat: Als er einmal in seinem Pick-Up durch die Stadt fuhr, wurde ihm eine Waffe an den Kopf gehalten. Der Mann meinte: Ich bring dich nicht um, aber zieh Dich aus aller politischer Arbeit zurück. Auch wenn er nicht umgebracht wurde und der Täter mittlerweile im Gefängnis sitzt – Wandscheer hatte Angst und wusste nicht, ob er mit seinen Widerstand durchhalten kann. Aufgrund der Aussage wird Hofreiter klar, warum sich viele Bauern trotz ihrer bedrohlichen wirtschaftlichen Lage nicht trauen, sich öffentlich für ihre Rechte einzusetzen: Sie fürchten um ihr Leben und das ihrer Familie.
Es sind allerdings nicht nur Kleinbauern wie Wandscheer, die in großen Schwierigkeiten stecken. Hofreiter besuchte in der Nähe von Lucas do Rio Verde eine Familie, die vor 38 Jahren in die Region kam, ein Stück Land rodete und zunächst Reis angebaut hatte. Auf ihren 420 Hektar baut die Familie mittlerweile nur noch Gensoja und Genmais an. Der Bauer zeigte seinen Besuchern sein Saatgut, dass unter anderem von Bayer stammt. Im Schuppen liegt ein Berg leerer Pestizid-Kanister von RoundUp und 2,4D. Die Familie hat sich angepasst. Trotzdem kommen regelmäßig Leute mit fertigen Verträgen zu ihnen. Sie drängen den Bauern sein Land zu verkaufen. Fünf seiner Nachbarn haben schon an Großgrundbesitzer verkauft. Er selbst weiß nicht, wie lange er seinen Betrieb noch halten kann. Sein genverändertes Saatgut und die dazugehörigen Pestizide muss der Bauer nach eigenen Angaben im Tausch gegen einen Teil seiner Ernte erwerben. Fällt die Ernte schlecht aus, muss er sich verschulden. Dadurch hat er im Folgejahr noch einen geringeren Ertrag. Abhängigkeiten, die Hofreiter ans Mittelalter erinnern.
Als krassen Gegensatz bezeichnet er sein Gespräch mit Miguel Vaz Ribeiro, dem stellvertretenden Bürgermeister von Lucas do Rio Verde. Zunächst führt dieser einen Hochglanz-Werbefilm über die Agroindustrie in der Region vor. Geht es nach den Vorstellungen von Vaz Ribeiro soll das Agro-Business noch stärker wachsen. Sein Plan: Noch mehr Soja und Mais – und noch mehr Tiere auf weniger Fläche. Das Modell Massentierhaltung wird hier begeistert gefördert. Vielleicht liegt das daran, dass er selbst Soja- und Maisproduzent ist? Er besitzt 15.000 Hektar. Der Bürgermeister von Lucas do Rio Verde hat sogar 250.000 Hektar und zählt zu den reichsten Politikern Brasiliens. Hofreiter klar, wie sehr politische und (agrar-)wirtschaftliche Macht in Brasilien verschmolzen sind.
Ist der Anton wirklich so naiv?
dieser xxxxxxxxxxx grüne. er hat vor jahren mitgeholfen das gerade Brasilien für die biodieselindustrie seine Regenwälder opfert. die wahre Mafia das sind die grünen, besonders diese grünfaschisten aus Deutschland.
Die „Grosskopferten“ in Brasilien können auch nicht, wie sie wollen. Ich habe unter vier Augen einige resignierende Klagen gehört, die von Multimillionären kamen. Letztendlich sind auch sie nur die Handlanger jener Agrar-Riesen, die weltweit in fast jedem System fest im Sattel sitzen. Nicht zuletzt in Deutschland, wo sie praktisch die gesamte Infrastruktur von Mühlen, Transport- und Lagerstätten bis zu Verladeeinrichtungen für Massengüter in Häfen besitzen, nicht zuletzt als Lohn für den Verzicht auf den Morgentau-Plan. Man kam damals überein, dass in einer florierenden Wirtschaft der Durchschnitts-Deutsche ein ganz erheblich produktiveres Stück Stallvieh abgibt, das sich weitaus besser melken lässt, als ein verblödeter Michel in einem Agrarland.
Wenn es Herrn Hofreiter ernst ist, dann soll er mal nachschauen, wer Institutionen wie Bauernverbände, Raiffeisen-Genossenschaften etc. kontrolliert. Es sind die selben, die das im Artikel beschriebene Elend in Brasilien zu verantworten haben.