In Brasilien sieht sich ein regionales Modegeschäft immer stärker Pädophilie-Vorwürfen ausgesetzt. Das Label „Couro Fino“ („feines Leder“) hatte zum brasilianischen Kindertag am 12. Oktober eine Anzeigenkampagne lanciert, auf der ein Kleinkind mit den modischen Accessoires der Mutter spielen soll. Das maximal zwei bis drei Jahre alte und nur mit einer Windelhose bekleidete Mädchen wird mit Schmuck, Schuhen und Make-Up der Mutter angebildet, Kritiker sehen darin eine „extreme Sexualisierung“ des Kindes.
„Ich liebe es mit den Schuhen von Mama zu spielen“, „Du weißt immer, wie du dich begeistern kannst“ oder „Die beste Art, die Kinder brav zu machen, ist sie glücklich zu machen“ steht auf den Plakaten, die nicht nur im Internet sondern auch in den Schaufenstern des Modelabels aus dem Bundesstaat Caerá zu sehen waren. In der dortigen Hauptstadt Fortaleza unterhält „Couro Fino“ drei Filialen.
Die auf die bei Mädchen bekannte Begeisterung, „mit Mamas Sachen“ zu spielen, ausgerichtete Kampagne kam bei den Kunden überhaupt nicht gut an. Sie sahen in den Motiven neben der „extremen Sexualisierung“ des abgebildeten Kleinkindes eine „Vorlage für Phädophile“, da das Mädchen in „erotischen Posen“ abgebildet worden sei. Wie ein Lauffeuer verbreiteten sich die Aufnahmen schon kurz darauf über soziale Netzwerke und lösten einen landesweiten Shitstorm aus, der das Unternehmen nun umgehend zu einer Klarstellung veranlasste.
In der schriftlichen Stellungnahme bedauerten die Verantwortlichen am Dienstag das Missverständnis. Man habe keineswegs „ein Kind erotisieren“ wollen, vielmehr sei die Kampagne zu Ehren des Kindertages produziert worden, einem sehr wichtigen Datum in Brasilien. Die Bilder zeigten ein Kind, dass mit den Sachen der Mutter spiele, einem weit verbreitetem Spiel bei kleinen Mädchen. Die Motive seien dann jedoch falsch interpretiert worden und hätten dadurch die Aufregung in den sozialen Netzwerken erzeugt.
Ob damit jedoch die Angelegenheit vom Tisch ist, ist fraglich. Nach Medienberichten wurden bereits Anzeigen gegen das Unternehmen eingereicht, die Staatsanwaltschaft soll die Ermittlungen aufgenommen haben. Werbefachleute sehen in der Kampagne zudem ein Verstoß gegen den Kodex zur Selbstregulierung im Werbewesen, welcher sexuelle oder moralische anstößige Werbung mit Kindern untersagt. Hier könnte sowohl dem Unternehmen als auch der beauftragten Werbeagentur ein Bußgeld drohen.
Leider kein Kommentar vorhanden!