Rund 170.000 Menschen wurden bei dem verheerenden Erdbeben vom 12. Januar 2010 getötet. Die schwachen, nicht erdbebensicher errichteten Gebäude der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince stürzten wie Kartenhäuser in sich zusammen.
Es wird schwierig sein, die Haitianer zu überzeugen mehr Geld für den Wiederaufbau ihres vom Erdbeben verwüsteten Landes auszugeben. Alle Gebäude müssen eine erdbebensichere Struktur erhalten, die in der Lage ist einem der nächsten starken Beben standzuhalten.
Zwei Bruchlinien verlaufen unter der Insel Hispaniola, die sich Haiti und die Dominikanische Republik teilen. Alleine in der Dominikanischen Republik wurden im vergangenen Jahr mehr als 60 Erdstösse registriert. Die Bewohner Haitis wurden vom Zeitpunkt des großen, alles vernichtenden Bebens überrascht, obwohl die Gefahr seit Generationen bekannt war. Die permanente Möglichkeit eines alles vernichtendenden Erdstosses wurde verdrängt. Die Menschen auf Haiti lebten zwischen sechs und acht Generationen ohne Bewusstsein für ein kommendes Erdbeben.
Der karibische Inselstaat wurde im Jahre 1742, 1772 und 1842 von Beben heimgesucht. Dabei war das Erdbeben von 1842 so verheerend, dass die Regierung gezwungen wurde die Hauptstadt, die zum damaligen Zeitpunkt Cap Haitien war, an einen neuen Ort, dem heutigen Port-au-Prince neu zu errichten.
Bei dem jetzigen Beben wurde der Präsidentenpalast, der ca. 1920 erbaut wurde, grossflächig zerstört. Drei Kuppeln stürzten ein, das Kongress Gebäude und die Ministerien wurden unter Schutt begraben. Ein 11-stöckiges Gebäude der Telefongesellschaft thront über dem Schutt, weitgehend intakt. Der verantwortliche Architekt hatte das Gebäude erdbebensicher geplant. Laut seinen Berechnungen und Analysen sollte es einem Beben der Größenordnung 6.0 widerstehen, da die Möglichkeit eines Bebens von 7.0 und mehr nur alle 150 Jahre gegeben ist. Als der Architekt verschiedene Bodenanalysen durchführte und aufgrund seiner Berechnungen mehr Stahlbeton kalkulierte, bekam er Ärger mit seinen Auftraggebern. Schliesslich akzeptierten sie die Mehrkosten von ca. 150.000 US Dollar.
US-Bauingenieure untersuchten die Struktur des Gebäudes nach dem Beben und gaben grünes Licht für die weitere Nutzung. Aus dem Bericht der Experten geht hervor, dass nur eine der Säulen minimalen Schaden erlitt.
Wie in den meisten unterentwickelten Ländern neigen die Haitianer dazu, ihre Immobilien in Etappen zu bauen, anstatt sie nach einem einzigen, strukturell soliden Entwurf zu erstellen. Es wird sehr schwierig sein einer Bevölkerung, bei der die überwältigende Mehrheit unterhalb der Armutsgrenze lebt, die Bedeutung ordnungsgemäßer Bauvorschriften zu erklären. Bereits jetzt sind schon wieder Straßenverkäufer unterwegs, die verrostete Metallstangen aus den Trümmern verkaufen. An vielen Orten beginnen die Menschen wieder mit der Errichtung von Unterkünften.
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