In Michoacán (Bundesstaat im westlichen Zentralmexiko) findet jedes Jahr im Herbst und Winter ein atemberaubendes Naturschauspiel statt. Ein besonderes Phänomen dieser Gegend ist, dass hier der Wanderfalter Monarch in millionenstarken Populationen überwintert. Diese Schmetterlingsart bewältigt in vier Generationen eine tausende Kilometer lange Reise von Kanada nach Mexiko und wieder zurück. Im Winter sammeln sich diese bemerkenswerten Falter dicht gedrängt auf wenigen Hektar Bergwald in Michoacán, wo es ihnen die besonderen klimatischen Bedingungen erlauben, die winterliche Kälte zu überdauern. Im April machen sich die Weibchen auf den Rückweg in den Norden. Die malerische Stadt Zitácuaro ist Ausgangspunkt unseres Ausflugs zum „Santuario de la Mariposa Monarca“. Das Biosphärenserservat des Monarchfalters gehört seit 2008 zum Weltnaturerbe der Unesco.
Es ist noch früh am morgen und ziemlich kühl in Zitácuaro, das mitten im 56.260 Hektar großen Biosphärenreservat des Monarchschmetterlings im zentralen Hochland von Mexiko im Bundesstaat Michoacán liegt. Die Straßen des malerischen Städtchens liegen noch verschlafen im Licht der gerade aufgehenden Sonne, als wir uns mit unserem Guide in einem Jeep auf den Weg zum über 3000 Meter hohen Cerro de la Campana machen. Das letzte Stück geht es zu Fuß weiter bergauf. Kaum durchdringt ein Sonnenstrahl den dichten Nadelwald. Wir sichten nur vereinzelt einen dieser wunderschön orange-schwarz-weiß gemaserten Falter und fragen uns, wo sich die Millionen von Schmetterlinge wohl versteckt haben.
Unser Guide zeigt schweigend auf lange, dunkle Klumpen, die überall an Ästen hängen. Fast sehen sie aus wie die langen Vogelnester, wie man sie im tropischen Urwald von Tabasco sieht. Plötzlich öffnen sich die Nester. Sobald ein Sonnenstrahl ein Nest erreicht, öffnet es sich und Schwärme von Faltern fliegen in den Himmel. Es werden immer mehr und mehr, der Himmel wimmelt von orangen- schwarzen Punkten. Der Anblick ist überwältigend!
Bauern hielten sie für Schädlinge
Es ist gerade mal 35 Jahre her, dass das Refugium der Monarchfalter überhaupt entdeckt wurde. 1976 hatte der kanadische Schmetterlingsforscher Fred Urquhart das Winterquartier in der majestätischen Sierra Madre entdeckt und damit für eine Sensation gesorgt. Bis dahin hatte man in ihren Revieren in Süd-Kanada und den USA natürlich immer bemerkt, dass sie plötzlich weg waren – aber wohin ihre Reise ging, war ein Rätsel. Die mexikanischen Bauern hielten sie sogar für Schädlinge und setzten Feuerwerfer gegen sie ein. Nach der Entdeckung reagierte die mexikanische Regierung schnell und stellte das Gebiet im November 2000 unter staatlichen Schutz. Es gibt nur wenige offiziell erlaubte Zugänge. Der Cerro de la Campana gehört zum Ejido – das ist eine Art Kooperative – El Rosario, deren Bewohner auch wirtschaftlich davon profitieren. Sie verdienen einen guten Teil ihres Einkommens durch touristische Dienstleistungen.
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