Der haitianische Präsident Michel Martelly hat am World Economic Forum (WEF) in Davos angedeutet, dass die nationale Versöhnung wichtiger sei, als die Bestrafung des Ex-Diktators Jean-Claude Duvalier. In einem Interview teilte Martelly mit, dass er die Unabhängigkeit der Richter respektiere. Diese werden in den kommenden Tagen darüber entscheiden, ob Duvalier für Korruption und Menschenrechtsverletzungen während seiner blutigen Amtszeit angeklagt wird.
Der Prozess birgt laut dem Präsidenten explosiven Sprengstoff und könnte die karibische Nation erschüttern. „Unsere Nation versucht sich von den Jahrzehnten des politischen Umbruchs und des schweren Erdbebens vor zwei Jahren zu erholen. Ich will eine Situation des Friedens und der Vergebung schaffen, bei der alle Bürger unseres Landes vereinigt sind. Wir vergessen nicht die Vergangenheit, weil wir von ihr lernen. Wir müssen aber vor allem an die Zukunft denken. Wir können nicht diejenigen vergessen, die zu der Zeit gelitten habe. Allerdings glaube ich, dass wir in Haiti die Versöhnung brauchen“, so Martelly.
Die nichtstaatliche NGO Amnesty International hatte am Montag (16.), dem ersten Jahrestag der Rückkehr des ehemaligen Diktators Jean-Claude Duvalier nach Haiti, ihre Forderung nach einem fairen Prozess nach internationalen Standards bekräftigt. AI erneuerte ihre Forderung, die von Duvalier begangenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit ernsthaft zu untersuchen.
http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/zeitgenossen/archiv/-/id=660644/nid=660644/did=8040894/1d7nnwj/
Auf der Seite oben rechts klicken und nachhören oder download.