Der heilige Stein „Piedra Kueka“, Teil des Projekts „Global Stone“ im Berliner Tiergarten, soll zurück in seine Heimat Venezuela. Der etwa zwölf Kubikmeter große, 35 Tonnen schwere rote Quarzsandstein stammt angeblich aus dem Nationalpark Canaima im Südosten des Landes. Das Drama um den Fels, der den Indigenen heilig sein soll, geht nun in eine weitere Runde.
Der Deutsche Wolfgang Kraker von Schwarzenfeld sucht auf jedem Kontinent jeweils zwei Steine von etwa 30 Tonnen Gewicht, die durch Material, Form oder Herkunft besonders charakteristisch sind. Einer der beiden Geschwister-Steine verbleibt im Land seiner Herkunft. Der zweite Stein bekommt einen Platz im Tiergarten, ganz in der Nähe des Brandenburger Tors.
Der Stein ist in der Geschichte der indigenen Volksgruppe Pémon fest mit dem eigenen Grundungsmythos verbunden und besitzt deshalb große kulturelle Bedeutung. Seit der Entfernung des Blocks soll es in den Flüssen keine Fische mehr geben, tausende Menschen starben an den Folgen von Naturkatastrophen. Prof. Dr. Bruno Illius, Ethnologe und Kulturanthropologe am Lateinamerika-Institut der FU, hat umfangreiche Recherchen durchgeführt und dem venezolanischen Kulturminister Pedro Calzadilla mitgeteilt, dass er, seine Mitarbeiter und die Öffentlichkeit hinsichtlich dieses Steins grob getäuscht worden sind.
In dem Brief, der agência latina press zusammen mit den Ergebnissen der ausführlichen Recherchen vorliegt, spricht der Professor von einem Film, der die ganze Debatte um die Rückgabe beflügelt hatte. Illius spricht von Schwindel, bewusster Manipulation mit vorsätzlich gefälschten Daten. Die Basis der Rückgabeforderungen ist die Annahme, daß es sich bei dem Stein um einen „heiligen“ Stein der Pemón, nämlich um einen versteinerten Vorfahren der Ethnie handelt. Außerdem wird behauptet, er sei aus Jaspis und Jaspis sei „heilig“. Laut dem Wissenschaftler trifft nichts davon zu. Er betont ausdrücklich, daß der Schwindel nicht von den Pemón ausgeht, sondern von den Filmemachern, eventuell auch von deren Auftraggebern und vielleicht auch von der Gruppe der „Umweltschützer“, von denen die Pemón instrumentalisiert wurden.
Der Ethnologe beschäftigt sich seit 1993 mit der Kultur der Pemón, hat die Indigenen seither sechs mal besucht und insgesamt 20 Monate bei ihnen verbracht. Im Januar 2011 hatte er von dem Konflikt um „Kueka“ erfahren, sich den Stein im Berliner Tiergarten angeschaut, relevante Fachliteratur nach Hinweisen darauf durchsucht und kompetente Kollegen diesbezüglich befragt. Im März und April 2011 reiste er in die Gran Sabana, u.a. am Herkunftsplatz des Steins und in die beiden Dörfer, die ihm am nächsten sind (Mapaurí und Kumarakapay). Von dort stammen die Pemón, die ihn zurückfordern. Er befragte unter anderem eine Anzahl von Personen, von denen er annahm, dass sie Kenntnis von dem Konflikt, seinen Ursachen und seinem Verlauf haben müssten.
Zum Abschluss seiner Recherchen stellte Illius fest, dass der Stein nichts mit der Mythologie oder Religion der Pemón zu tun hat. Es handelt sich nach seinen Worten nicht um einen versteinerten „Vorfahren der Ethnie“. Die im Film angeführten Geschichten sind entweder frei erfunden, oder sie haben nichts mit diesem Steinepaar zu tun. Die Mythen, die von der Herkunft der Pemón oder ihrer Vorfahren erzählen, sind andere als die im Film auf Pemón erzählte, ebenfalls stimmen die Untertiteln nicht mit den Aussagen der Indigenen überein.
Eine korrekte Version des Ursprungsmythos der Pemón findet sich auf einer Produktion des Ministerio de la Cultura / Consejo Nacional de la Cultura. Dieser Film wurde in Zusammenarbeit mit zwei venezolanischen Ethnologen professionell erstellt und beruht – im Gegensatz zu den anderen Filmen – auf gründlicher Recherche und Sachkenntnis. In dem auf YouTube veröffentlichten Film wird eine Hänsel-und-Gretel-ähnliche Geschichte erzählt. Der Stein oder eine Versteinerung kommt nicht vor. Die Pemón glauben ohnehin nicht, dass sie von Hänsel und Gretel – oder einer venezolanischen Variante davon – abstammen. (Die Geschichte ist zwar nicht sehr souverän erzählt und unvollständig bzw. von den Filmern abgeschnitten worden; dennoch enthält sie typische indianische Versatzstücke und scheint nicht völlig erfunden.
Sie hat allerdings nichts mit dem Stein „Kueka“ oder seinem Gegenstück zu tun. Der spanische Kommentar, der als „Übersetzung“ des indianischenTexts angeboten wird, ist eine – völlig andere – Romeo-und-Julia-ähnliche Geschichte und bringt diese in Zusammenhang mit den Steinen. Diese Geschichte, zu der es im Film keinen Pemón-Text gibt, hält der Professor für frei erfunden. Aber auch falls sie das nicht sein sollte: In der Mythologie der Pemón gibt es zwar Episoden wie diese. Sie spielen in den Vorstellungen von der „Entstehung“ der Menschheit / der Pemón aber keine Rolle. Und sie kommen im Pemón-Text des Films nicht vor.
Bei den Pemón, die die Rückgabe des Steins fordern und in großen Zeitabständen auch aktiv betreiben, handelt es sich nach Wissen Illius regelmäßig um etwa ein Dutzend Personen. Ein oder zwei Regierungsangestellte in Santa Elena kommen hinzu; sie erfüllen ihre „Protest“-Aufgabe nach seinem Eindruck sehr halbherzig und nur ungern. In „Kueka“ vermuten einige der Indigenen vermutlich eine potentielle Geldquelle für ihr Dorf – und einen Autoritätsgewinn für sich. Die schreckliche Krise, in die die Ethnie angeblich geraten ist, kann über 99% der Pemón nicht betreffen: Sie haben nämlich noch nie von diesem Stein gehört.
Reines Ablenkungsmanöver,für was weiß ich große neue Schweinerei,die
sich der Satan wieder ausgedacht hat.Die sollen sich den Brocken abholen
dann ist Ruhe,und die Regierung braucht wieder ein neues Ablenkungs-
manöver.Ist ja ätzend was für ein Theater um den blöden Felsen gemacht wird.
KANN MAN WOHL SAGEN. ICH WAR 3 MAL IN CANAIMA, UND HABEN VON INDIANER GEFUEHRTE TOUREN GEMACHT, NIE IST DA DER STEIN ERWAEHNT WORDEN.