Anlässlich des Internationalen Tages der Muttersprache hat die UNESCO an die weltweite Vielfalt der Sprachen erinnert. Der Gedenktag zur Förderung sprachlicher und kultureller Vielfalt und Mehrsprachigkeit wird seit dem Jahr 2000 jährlich am 21. Februar begangen. Von den heute rund 6.000 gesprochenen Sprachen sind nach Einschätzung der Organisation die Hälfte vom Verschwinden bedroht.
„Jede Sprache ist nicht nur ein Zeichensystem für unsere Kommunikation im Alltag. Sie ist auch ein jeweils einzigartiges, über unzählige Generationen gewachsenes Reservoir an menschlichen Erfahrungen und Kenntnissen“, erklärte Dr. Roland Bernecker, Generalsekretär der Deutschen UNESCO-Kommission. „Verschwindet eine Sprache, verliert die Weltgemeinschaft ein Stück Wissen über sich selbst. Das Bewahren von Sprachen bedeutet stets auch eine Anerkennung der wichtigen Werte regionaler Identität.“
Der jährliche Gedenktag wird genutzt, um die Aufmerksamkeit auf Minderheitensprachen mit weniger als 10.000 Sprechern zu lenken. Vielfach werden diese Sprachen nicht mehr an die nachfolgenden Generationen weitergegeben und geraten in Vergessenheit. Viele Sprachen mit teilweise weniger als hundert Sprechern sind noch nicht einmal erfasst und dokumentiert. Ein besonderer Schwerpunkt 2005 waren die Zeichensprachen für Gehörlose und die Brailleschrift für Blinde.
Dass Sprachen gefährdet sind, hat vielfältige Gründe. Krieg, Vertreibung und Stigmatisierung gehören ebenso dazu wie Migration und Vermischung der Sprachen. Auch neue Informationsmedien begünstigen den weltweiten Einfluss einzelner „großer“ Sprachen, insbesondere des Englischen. Ein wichtiger Faktor zur Stärkung gefährdeter Sprachen ist eine positive Einstellung zur eigenen Muttersprache. Der UNESCO-Atlas der Bedrohten Sprachen verzeichnet derzeit 2.474 Sprachen nach Name, Bedrohungsgrad und Region, darunter befinden sich auch 230 Sprachen, die seit 1950 verschwunden sind. Der Atlas wird wöchentlich aktualisiert.
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