Die Zukunft des brasilianischen Montanunternehmens Companhia Siderúrgica Nacional (CSN) liegt in den Händen von neun Stadträten aus der kleinen Stadt Congonhas, einer Gemeinde im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais. Die Bürger der in einem weiten Tal südlich von Belo Horizonte liegenden Stadt wollen die Gewinnung von Eisenerz in den Bergen rund um Congonhas begrenzen und die barocken Kulturgüter schützen.
Congonhas verdankt seine Entstehung den Goldfunden am Rio Maranhão. Heute lebt die Stadt hauptsächlich von Bergbau und Metallverarbeitung und vom Tourismus. Der Ort, der 871 Meter über dem Meer liegt, beherbergt die Wallfahrtskirche Bom Jesus de Matozinhos. Mit ihren Skulpturen von Aleijadinho und den Kreuzwegkapellen ist sie Teil der UNESCO-Liste des Weltkulturerbe.
Santuário do Bom Jesus de Matozinhos wurde im Jahre 1758 auf dem Maranhão-Hügel, oberhalb von Congonhas, erbaut. Zu dem Ensemble gehören eine große Freitreppe und Kapellen mit Kunstwerken regionaler Künstler. Von Aleijadinho geschaffen wurden die zwölf lebensgroßen Statuen der Propheten aus Speckstein. Sie stehen vor der Kirche am Rande einer Terrasse, von der man weit ins Land blicken kann. Neben Aleijadinhos Skulpturen enthält das Innere der Kirche auch Gemälde von Manuel da Costa Ataíde, einem ebenso berühmten Barockmaler. Unterhalb der Kirche stehen in einem gepflegten Garten sechs kleine Kapellen, mit in Zedernholz geschnitzten Szenen aus der Passionsgeschichte: „Das letzte Abendmahl“, „Golgatha“, „Die Einkerkerung“, „Geißelung und Krönung“, „Der Kreuzweg“ und „Die Kreuzigung“. Auch sie wurden von Aleijadinho und seinen Schülern geschaffen.
Die Eisenerzminen von CSN befinden sich in den Städten Congonhas und Arcos, beide im Bundesstaat Minas Gerais. Das im Finanzindex IBOVESPA gelistete Unternehmen will für seine ehrgeizigen Pläne rund 9,4 Milliarden US-Dollar investieren und die hoch profitable Bergbau-Einheit in dem Gebiet erweitern. Ein geplanter Aktienverkauf soll zwei Milliarden Dollar in die Kassen des Konzerns spülen.
Die Abstimmung über die Pläne von CSN soll wahrscheinlich im März stattfinden. Bereits im Vorfeld teilten vier Stadträte mit, den Plänen des Unternehmens Grenzen zu setzen. Die Sparte Bergbau ist die profitabelste der fünf Geschäftsfelder von CSN. Mit den geplanten Investitionen will der in Rio de Janeiro beheimatete Mischkonzern seine Produktion nahezu verdreifachen, was zu höheren Gewinnmargen von bis zu 65 Prozent führen soll. Es wird allerdings erwartet, dass die Preise für Eisenerz in den nächsten Jahren nach einem Rekordhoch im Frühjahr 2011 fallen.
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