Proteste in Aysén schaden dem Tourismus

Datum: 07. März 2012
Uhrzeit: 00:03 Uhr
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Autor: Redaktion
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► Korrespondenz empörter Feriengäste häuft sich

In der südchilenischen Región de Aysén (Region XI) wird seit Mitte Februar heftig protestiert. Die Region am unteren Rand von Südamerika ist von riesigen vergletscherten Gebieten, Fjorden und zahllosen Inseln durchzogen und gilt seit langem als Magnet für Touristen, die den Härten des urbanen Lebens zu entkommen versuchen. Die in den letzten Wochen aus der Region übermittelten Bilder wirken unpassend, spiegeln allerdings die weit verbreitete Unzufriedenheit mit dem chilenischen Staat wieder.

Tausende Demonstranten liefern sich in der patagonischen Region fast jede Nacht Kämpfe mit der Polizei, die mit dem Einsatz von Tränengas und Wasserwerfern reagiert. Ein Demonstrant verlor ein Auge, mehrere andere wurden schwer verletzt. Die Region lebt hauptsächlich von Tourismus, dem Fischfang und der Schafzucht. Eine ganze Reihe von Nationalparks, sowie diverse nationale Reservate, sind beliebte Touristenziele.

Der entstandene Schaden für die Tourismusindustrie lässt sich schwer beziffern, macht sich allerdings inzwischen deutlich bemerkbar. Die Reederei des britischen Kreuzfahrtschiffes Balmoral fürchtete um die Sicherheit ihrer 1.350 Passagiere und stornierte einen geplanten Besuch in Puerto Chacabuco. Mehrere Touristen haben aufgrund der Blockaden ihre Flüge verpasst, bei den Behörden häuft sich die Korrespondenz empörter Feriengäste, die ihren seit langem geplanten Urlaub absagen mussten.

Die Menschen der Region fühlen sich von der Zentralregierung in Aysén ignoriert und fordern unter anderem eine Reduktion der Gas- und Benzinpreise, eine Erhöhung des Mindestlohnes, Arbeitsplatzsicherheit für Angestellte des öffentlichen Dienstes, Verbesserungen im Gesundheits-und Bildungsbereich, ein größeres Mitspracherecht beim Bau von Wasserkraftwerken, großzügigere Fangquoten für die lokalen Fischer, sowie den Bau einer Universität und eines regionalen Krankenhauses. Die Mitte-Rechts-Regierung von Präsident Sebastián Piñera hat Minister in die Region entsandt, bisher nur mit begrenztem Erfolg.

Die Proteste in der vormaligen XI. Región kommen ein Jahr nach ähnlichen Demonstrationen im benachbarten Magallanes. Diese beiden Regionen liegen eine „Weltreise“ von der Hauptstadt Santiago entfernt und verdeutlichen die eigentliche Problematik. Chile ist ein Land, das sich auf dem südamerikanischen Kontinent über 4.275 Kilometer in Nord-Süd-Richtung entlang der Anden und des Pazifischen Ozeans erstreckt (zählt man den antarktischen Teil hinzu, circa 8.000 Kilometer), aber durchschnittlich nur circa 180 Kilometer breit ist. Das Land ist mit 755.696 km² nicht besonders groß in Bezug auf die Fläche, die Distanzen aber enorm.

Chile ist ungefähr so ​​groß wie die Türkei oder Texas, die Entfernung von Norden nach Süden ist allerdings die gleiche wie von London nach Teheran oder von Küste zu Küste in den Vereinigten Staaten. Coihaique, die Hauptstadt der Region Aysén, befindet sich 1.700 km (1.050 Meilen) von Santiago entfernt. Darüber hinaus ist das patagonische Terrain gewaltig, der Bau von Straßen enorm schwierig.

Aufgrund dieser Gegebenheiten ist es schwierig und teuer, die Region mit grundlegenden Gütern zu versorgen. Benzin, Strom, Trinkwasser und frisches Gemüse sind wesentlich teurer als in der Hauptstadt. Wirtschaftlich geht es der Region gut. Im vergangenen Jahr wuchs die Wirtschaft um 19,4% – dreimal mehr als der nationale Durchschnitt. Die Arbeitslosigkeit lag bei 3,5%, gegenüber 6,6% in Chile als Ganzes. Da sich die hohen Lebenshaltungskosten nicht unbedingt in höheren Löhnen widerspiegeln, kommt es zu einer Welle von Protesten.

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