Die Türen sind verschlossen, die letzten Trommeln verstummt, die Weinflaschen verkorkt. Berlin hat seine ITB-Gäste wieder in die Welt entlassen. „Brasil sensacional“, „Cuba auténtica“, „Nicaragua única“, ein beeindruckendes El Salvador… sie alle verabschiedeten sich so sensationell, authentisch und einmalig, wie sie sich auf der ITB 2012 präsentiert hatten. Salsa, Merengue, Capoeira, Samba, Cueca, kolumbianischer Kaffee und peruanischer Pisco, Coca-Tee am Stand von Bolivien und Wein bei den Chilenen, hier ein Papierhut, da ein Glücksbändchen und immer wieder Rosen aus Ecuador.
Die Dominikanische Republik versprach ‚alles, wovon Sie träumen‘, Paraguay soll man ‚fühlen‘, und wer Kolumbien besucht, könnte das Risiko eingehen, bleiben zu wollen. Vor allem aber bestimmten die Länder Lateinamerikas und der Karibik entscheidend eines der Trendthemen der diesjährigen Messe – Nachhaltigkeit im Tourismus – mit. Rentables Geschäft soll in Zukunft immer mehr mit ökologischer und sozialer Verantwortung einher gehen.
Während die Regierungen einerseits zunehmend die Bedeutung des Tourismus für eine nachhaltige Entwicklung anerkennen und andererseits dem Schutz von Umwelt und Natur neue Prioritäten einräumen (wie z.B. in Nicaragua und Ecuador), sind auch entsprechende Initiativen von Investoren und Reiseveranstaltern gefragt. Dabei beginnen die Beteiligten nach und nach auch über ihre Grenzen hinaus zu denken und zu planen. Viele der touristischen Attraktionen Lateinamerikas, unter anderem die Amazonas-Gebiete, die Anden-Regionen oder die archäologischen Stätten der Maya-Kultur, sind gemeinsamer Reichtum mehrerer Länder. Warum sollte man ihn also nicht gemeinsam nutzen?
Den Amazonas nicht nur irgendwo in Brasilien entdecken, sondern dort, wo man auch gleich noch einen Abstecher in die Nachbarländer Guayana und Suriname machen und deren karibisches Flair erleben kann. Oder bei einem Besuch im bolivianischen Amanzonas-Gebiet gleich noch über die Anden an die peruanische Pazifikküste gelangt. ACTO – Amazon Cooperation Treaty Organization – hat auf der ITB ein ehrgeiziges Projekt vorgestellt: den „Amazonia Integrated Tourism Circuit“, Reiserouten entlang touristischer Attraktionen unter Verbindung von mindestens drei Ländern. Dieses Projekt ist Teil einer strategischen Agenda zur Erschließung des Amazonas-Gebietes, die von den Außenministern der acht Länder, die sich den Amazonas ‚teilen‘ – Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Ecuador, Guayana, Peru, Suriname und Venezuela – im November 2010 auf den Weg gebracht wurde.
Drei Routen gibt es mittlerweile, die einen nachhaltigen Entwicklungsprozess in Gang setzen sollen, um den Amazonas in Kombination mit vielfältigen anderen Attraktionen erlebbar zu machen. Eine dieser Routen, der „Amazon-Caribbean-Tourism-Trail“ zwischen Brasilien, Guayana und Suriname, ist bereits zu bereisen und wird von Veranstaltern in den drei Ländern angeboten.
Die zweite, die „Amazon-Andes-Pazific-Route“, lässt tropisches Flair des Amazonas zusammen mit der faszinierenden Bergwelt der Anden erleben, und wer das Leben der Menschen entlang des Amazonas in verschiedenen Ländern kennen lernen will, wird dies in naher Zukunft von Brasilien über Kolumbien nach Peru und Ecuador und zurück nach Bolivien tun können. Noch sind eine Reihe nötiger Voraussetzungen zu schaffen, angefangen von der Infrastruktur bis hin zur Einbindung der Kommunen und die Entwicklung konkreter touristischer Produkte.
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