Nach Angaben der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) ist es am vergangenen Wochenende in Kuba erneut zu einer Verhaftungswelle gegen Regimekritiker gekommen. Betroffen waren vor allem etwa 50 Mitglieder der „Damen in Weiß“, die bei friedlichen Protestaktionen in ganz Kuba festgenommen wurden. Des Weiteren liegen der IGFM zehn Videofilme vor, die die untragbaren Haftbedingungen in Havannas berüchtigtem Gefängnis Combinado del Este belegen. Untragbare hygienische Bedingungen, verdorbenes Essen und winzige Strafzellen sind dabei nur die Spitze des Eisbergs.
Nach Einschätzung der IGFM sitzen aktuell etwa 5.000 Häftlinge im Gefängnis Combinado del Este ein, darunter zahlreiche politische Gefangene. Die Videofilme wurden im Januar 2012 von Gefangenen aus anderen lateinamerikanischen Staaten aufgenommen, so Dania Virgen Garcia, unabhängige Journalistin und Mitglied der „Damen in Weiß“. Dokumentiert sind unter anderem verschimmelte Löcher auf den Böden der Zellen, die als Toiletten dienen, und undichte Rohre, aus denen unablässig Abwasser spritzt. Auch wurden ungenießbares Essen und eine so genannte „Strafzelle“ von nur etwa 1×3 Metern dokumentiert, in die bis zu vier Gefangene gepfercht werden.
Neue Verhaftungswelle gegen „Damen in Weiß“ führt zu verstärken Protestaktionen
Am vergangenen Samstag veranstaltete die Sprecherin der „Damen in Weiß“ mit etwa 20 Mitgliedern der Bürgerrechtsorganisation einen Protestmarsch in Havannas Stadtteil El Cerro. Bereits nach wenigen Minuten wurde der friedliche Protestzug von der kubanischen Polizei angegriffen, alle „Damen in Weiß“ wurden auf die örtliche Polizeistation gebracht und bis nach Mitternacht festgehalten. Zeitgleich wurde eine Versammlung von etwa 30 „Damen in Weiß“ im Haus ihrer ehemaligen Sprecherin Laura Pollán von militanten Castro-Anhängern angegriffen, die drohten, die „Damen in Weiß“ mit Macheten anzugreifen.
Am gestrigen Sonntag wurden 33 „Damen in Weiß“, darunter auch Berta Soler, auf dem Weg zu Havannas Kirche Santa Rita de Casia verhaftet und gewaltsam in einen Bus gezerrt. Etwa 20 Mitglieder der „Damen in Weiß“ nahmen trotz der Übergriffe an der Messe teil, um für die Freilassung aller politischen Gefangenen zu beten, und veranstalteten nach der Messe einen Protestmarsch durch Havannas Straßen. In der 5ten Avenue in Havannas Stadteil Miramar wurde der Protestzug von der kubanischen Polizei gestoppt, alle teilnehmenden „Damen in Weiß“ wurden verhaftet.
Die IGFM kritisiert die neue Verhaftungswelle gegen die „Damen in Weiß“, die mit allen Mitteln von der Papstmesse in der Wallfahrtskirche El Cobre ferngehalten werden sollen. „Auch diese Woche haben Sicherheitskräfte „Damen in Weiß“ in Havanna, Santa Clara und Santiago de Cuba verhaftet, sie in El Cobre in der Provinz Santaigo de Cuba körperlich misshandelt und Kircheneingänge in Pinar del Rio blockiert“, so IGFM Vorstandssprecher Martin Lessenthin. „Es ist daher nicht verwunderlich, dass die „Damen in Weiß“ ihrerseits ihre Aktivitäten verstärken und eine Audienz bei Papst Benedikt XVI. fordern, um über die prekäre Menschenrechtslage in Kuba zu berichten.“
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