Der bolivianische Präsident Evo Morales steht vor den kritischten und entscheidendsten politischen Momenten seit seiner Amtsübernahme im Januar 2006. Das erste indigene Staatsoberhaupt des südamerikanischen Binnenstaates sieht sich in der kommenden Woche mit einem landesweiten Streik der Gewerkschaften konfrontiert, indigene Gemeinschaften haben ebenfalls einen Protestmarsch angekündigt.
Der Dachverband der bolivianischen Gewerkschaften (COB) gab am Freitag einen 48-stündigen landesweiten Streik bekannt. „Wir fordern eine Lohnerhöhung von über 7%. Die von der Regierung angebotene Erhöhung gleicht die Inflation bei weitem nicht aus. Wir geben dem Präsidenten 72 Stunden Zeit, dann beginnt der Streik“, teilte Iván Rodríguez, Sprecher der COB, mit. Der Mindestlohn in Bolivien liegt offiziell bei 117 Dollar im Monat, der Durchschnittslohn bei 546. Dies wird als viel zu niedrig bezeichnet, da sich die monatlichen Kosten für den „Canasta Familiar Básica“ (Warenkorb/Lebenshaltungskosten) auf 1.192 US-Dollar belaufen.
Desweiteren sind erneute Streiks von mehr als 50.000 Ärzten und Krankenschwestern in den staatlichen Krankenhäusern angekündigt. Protestiert wird gegen ein von Präsident Evo Morales unterzeichnetes Dekret, welches die Arbeitszeit des medizinischen Personals von sechs auf acht Stunden erhöhen soll. „Sie sollen keine Arbeitszeit erhöhen, sondern lieber die Sozialleistungen angemessen erhöhen“, so Rodríguez. In mehreren Universitäten des Landes haben bereits Hungerstreiks begonnen, Ärzte und Pflegepersonal beschweren sich über einen Mangel an Personal, Ausrüstung und Infrastruktur des staatlichen Gesundheitssystems.
Anführer indigener Gemeinschaften im Indigenen Territorium Isiboro Secure (TIPNIS) haben einen weiteren Protestmarsch nach La Paz bekannt gegeben. Ihre Proteste richten sich gegen die Regierung, die erneut über das Großprojekt verhandeln will. Bereits im September wurden die Protestanten von Polizeieinheiten brutal zusammengeprügelt, die Regierung will den Beginn des Marsches verhindern und hat erneut militärische Einheiten mobilisiert.
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