Mit einem 48-stündigen landesweiten Streik versucht der Dachverband der bolivianischen Gewerkschaften (COB) das Land lahm zu legen. Die COB, bis vor kurzem ein Verbündeter von Präsident Evo Morales, protestiert gegen Reformen der linksgerichteten Regierung im Gesundheitsektor. Der erste Tag des Streiks endete mit heftigen Ausschreitungen, Dutzende von Gefangenen und mehreren verletzten Polizisten.
“Wir fordern eine Lohnerhöhung. Die von der Regierung angebotene Erhöhung von 18 Prozent gleicht die Inflation bei weitem nicht aus”, teilte Iván Rodríguez, Sprecher der COB, mit. Der Mindestlohn in Bolivien liegt offiziell bei 117 Dollar im Monat, der Durchschnittslohn bei 546. Dies wird als viel zu niedrig bezeichnet, da sich die monatlichen Kosten für den “Canasta Familiar Básica” (Warenkorb/Lebenshaltungskosten) auf 1.192 US-Dollar belaufen. Für diesen Mittwoch (25.) wurden weiträumige Straßensperren in La Paz angekündigt, sowie eine Mobilisierung des verarbeitenden Gewerbes.
Am Dienstag kam es zu mehreren gewaltsamen Zwischenfällen im Regierungssitz. Medizinstudenten an der Universidad Mayor de San Andrés (UMSA) griffen die Polizei mit Steinen an, diese antwortete mit Tränengas. Nach Berichten lokaler Medien wurden drei Studenten festgenommen, mehrere Polizisten mussten ärztlich behandelt werden. In Sucre, konstitutionelle Hauptstadt von Bolivien und Sitz des obersten Gerichtshofs, warfen Studenten der Fakultät für Medizin die Fenster des Gouverneurgebäudes ein und lieferten sich Straßenschlachten mit der Polizei. Laut Innenminister Carlos Romero wurden mehrere Offiziere durch explodierende Granatsplitter verletzt, einige Polizisten erlitten Gehörschäden und wurden in ein Krankenhaus eingeliefert.
Anführer indigener Gemeinschaften im Indigenen Territorium Isiboro Secure (TIPNIS) haben einen weiteren Protestmarsch nach La Paz bekannt gegeben. Ihre Proteste richten sich gegen die Regierung, die erneut über das Großprojekt verhandeln will. Bereits im September wurden die Protestanten von Polizeieinheiten brutal zusammengeprügelt, die Regierung will den Beginn des Marsches verhindern und hat erneut militärische Einheiten mobilisiert.
In Bolivien bekommt die Bevölkerung wenigstens den Arsch hoch.Ob es was nützt sei dahingestellt.