In der über 100-köpfigen Delegation der deutschen Bundesregierung bei der UN-Konferenz für nachhaltige Entwicklung in Rio de Janeiro in Brasilien sind auch zwei Jugenddelegierte. Diese „Berater für Jugendfragen“ sollen Ideen, Wünsche und Vorstellungen der jungen Generation in die Debatte über Nachhaltigkeit, „Green Economy“, Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit einbringen. Das Team von IAP / agência latina press hat sich im Rahmen der UN-Jugendkonferenz „Youth Blast“ mit Felix Beck getroffen. Der 22-jährige Student für Umweltrecht nahm sich trotz eines anstrengenden Tagesprogramms die Zeit und stand zu vielen Fragen rund um die Kernthemen von Rio+20 ausführlich Rede und Antwort.
Hallo Herr Beck, sie sind Jugenddelegierter der deutschen Bundesregierung bei Rio+20. Wie wird man so etwas?
Das ist ein Programm, das es seit 2002 gibt. Seit dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg entsenden das deutsche Bundesumweltministerium zusammen mit dem deutschen Bundesjugendring jeweils zwei Jugendliche zu der Kommission für nachhaltige Entwicklung, die zwischen den großen Gipfeln immer tagt. Der deutsche Bundesjugendring ist quasi die Dachorganisation aller Jugendverbände in Deutschland und vertritt ca. 6 Millionen junge Menschen, die in Jugendverbänden organisiert sind. Gemeinsam mit dem Bundesumweltministerium und einer gemeinsamen Auswahlkommission werden dann die Jugenddelegierten ausgewählt. Das ist ein ganz normales Bewerbungsverfahren mit schriftlicher Bewerbung und einem Auswahlgespräch. In der Auswahlkommission sitzen dann Vertreter vom Jugendring, Umweltministerium aber auch frühere Jugenddelegierte, welche die Aufgaben im Prinzip kennen und die wissen, was man da zu tun hat. Und so wird man das dann, wenn man Erfolg und Glück hat.
Erfolg … ist dies darauf zurückzuführen, dass sie bei der Evangelischen Jugend engagiert sind?
Ich bin dort auch mit dem Thema nachhaltige Entwicklung in Kontakt gekommen. Wir haben dort sehr viele sogenannte „Impact Asessment“ gemacht, wir haben also geschaut, welchen Fußabdruck wir eigentlich mit unserem Tun und Handeln auf unserer Erde hinterlassen und was für Auswirkungen das auf zukünftige Generationen hat. Das ist im Prinzip so mein Zugang zu nachhaltiger Entwicklung gewesen. Nun versuche ich dies im internationalen Kontext umzusetzen. Weil uns und auch mir ganz wichtig ist, dass wir keine jungen Diplomaten sind wenn wir hier jetzt an Rio+20 teilnehmen, sondern dass wir hier herfahren um die Interessen von Kindern und Jugendlichen in diesem Prozess zu vertreten und auch wirklich als Jugendvertreter hier mitmischen.
Was haben denn gerade Kinder und Jugendliche für ein Interesse an Themen, die mit Nachhaltigkeit verbunden sind?
Nachhaltige Entwicklung ist ein Thema, welches von der Natur her für Kinder und Jugendliche ganz wichtig ist. Denn wenn wir über nachhaltige Entwicklung sprechen, dann geht es gerade darum, eine Entwicklung zu erreichen, welche die Interessen der zukünftigen Generation respektiert und da zählt man auch einfach Kinder und Jugendliche dazu, da sie in gewisser Weise Gegenwart und Zukunft sind. Und deswegen hat natürlich die junge Generation ein ganz besonderes Interesse daran, dass der Planet so bewirtschaftet wird, dass es zum einen gerecht zugeht. Und dass auf der anderen Seite aber auch die natürlichen Lebensgrundlagen für die Kinder und Kindeskinder erhalten bleiben, die wir vielleicht irgendwann einmal haben. Daher ist das ein Thema, welches für Kinder und Jugendliche ganz besonders relevant ist. Es ist ein Zukunftsthema.
Bedeutet dies, dass sich die junge Generation auch mehr für solche Themen interessiert als ältere Generationen?
Ich merke schon, dass es gerade unter Kindern zunehmende Besorgnis gibt. Ich glaube aber auch, dass junge Menschen für Zukunftsfragen viel sensibler sind. Auch für Fragen, wie man nachhaltiger leben kann. Es ist vermutlich irgendwie einfacher, sich in diesem Alter damit auseinanderzusetzen, man hat vielleicht noch viele andere Sorgen nicht, die einen im Leben sonst umtreiben. Und es gibt einfach auch ein ganz ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden, welches vor allem Kinder haben. Das habe ich vor allem auch in vielen Gesprächen mit Kindern über Nachhaltigkeit gelernt. Das heisst es dann „Wir können doch nicht …“. So etwas haben wir ganz oft gehört und dies ist dann schon sehr beeindruckend. Da merkt man auch, dass der Zugang ein anderer ist, als wenn Politiker darüber reden. Aber es ist auf jeden Fall so, dass das für Kinder und Jugendliche ein ganz wichtiges Anliegen ist.
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