Die seit Tagen anhaltenden Kämpfe mit der Terrororganisation FARC (Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens) und negative Nachrichten aus der Wirtschaft lassen die Popularität des kolumbianischen Präsidenten Juan Manuel Santos schwinden. Laut einer aktuellen Umfrage von Gallup Colombia sank die Zustimmung bei der Bevölkerung für das Staatsoberhaupt im Juni um 16 Prozentpunkte auf 48 Prozent.
Die seit fast fünf Jahrzehnten kämpfenden Guerillas haben ihre Offensive in den ersten Julitagen massiv erhöht. Ein Bericht des Zentrums für Sicherheit und Demokratie von der Universität Sergio Arboleda belegt, dass sich die nationale Sicherheit im ersten Halbjahr 2012 weiter verschlechtert hat. Demnach ist die Zahl der Sabotageakte gegen die nationale Infrastruktur in der ersten Hälfte des Jahres die höchste der letzten fünf Jahre und hat sich im Vergleich zu 2008 um 22% und gegenüber 2010 um 175% erhöht. Der am stärksten betroffene Sektor sind die in den Dschungelregionen des Landes verstreuten Öl-Pumpstationen. Die Analyse hält außerdem fest, dass die Guerillas ihre illegalen Checkpoints im Land deutlich ausgebaut haben. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass der Anstieg der Unruhen ein sicheres Zeichen für den Ausbau der Guerilla-Präsenz im Land ist. Dadurch werden die Fähigkeiten der Rebellen, die Bevölkerung einzuschüchtern und zu kontrollieren, deutlich erhöht.
Die Nachrichten aus der Wirtschaft helfen Santos nicht weiter. Im ersten Quartal 2012 hat sich die Konjunktur von 5 Prozent im Vergleich zum Zeitraum des Vorjahres auf 4,7 Prozent abgeschwächt. Gleichzeitig stieg die Arbeitslosigkeit in den Städten im Mai auf 11,9 Prozent, gegenüber 11 Prozent im gleichen Monat des Vorjahres. „Die FARC greift immer mehr die Öl-Infrastruktur an. Diese ist zusammen mit dem Bergbau der wichtigste Motor der Wirtschaft unseres Landes. Meiner Meinung nach sind wir zu den Zuständen aus den Jahren 2000 und 2002 zurückgekehrt“, erklärte Ernesto Macias, führenden Kritiker und Gegner von Präsident Santos.
Macias zeigt sich davon überzeugt, dass Santos die klare Verschlechterung der Sicherheitslage erkennen muss. Der wachsende Unmut unter der Bevölkerung gefährde nach seinen Worten die Wiederwahl des Staatsoberhauptes. Santos räumte ein, dass seine Regierung Fehler gemacht hat und erklärte sich bereit, die notwendigen Korrekturen vornehmen. Analysten gehen davon aus, dass die Uhr gegen das Staatsoberhaupt tickt. „Das aktuelle Niveau der Regierung hat dazu beigetragen, dass die Oppositionsparteien starken Aufwind verspüren. Sie dürften fast 50 Prozent der Zustimmung bei der Bevölkerung erreichen und dieser Zustand eröffnet ihnen einen Erfolg bei den kommenden Wahlen“, gab Gallup-Manager Jorge Londoño bekannt.
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