Nach Angaben aus brasilianischen Regierungskreisen erwägt Präsidentin Dilma Rousseff den Kauf einer Boeing 747 als Regierungsflugzeug. Der von ihrem Vorgänger Luiz Inácio Lula da Silva übernommene Airbus A319 (Baujahr 2004) ist nicht für Langstreckenflüge konzipiert. Angesichts der wachsenden wirtschaftlichen und geopolitischen Macht der sechstgrößten Volkswirtschaft der Welt nimmt Rousseff immer öfter an Gipfeltreffen der BRIC-Gruppe in Asien oder Afrika teil. Bei den letzten Reisen nach Indien und Äthiopien musste das Staatsoberhaupt jeweils eine Zwischenlandung einlegen.
Die Flugstrecke zwischen São Paulo und New Delhi beträgt etwa 7.800 nautische Meilen – der Airbus A319 hat laut dem europäischen Luft- und Raumfahrtkonsortium EADS eine Reichweite von 3.740 nautischen Meilen. Die neue Version der Boeing 747 kann etwa 8.000 nautische Meilen abdecken, verfügt über vier Motoren statt zwei wie bei den meisten modernen Flugzeugen. Dies könnte im Falle eines Motorschadens ein Vorteil sein.
Brasilianische Medien berichten, dass die Präsidentin „Todesangst“ vor Turbulenzen und Gewitter habe und den Piloten des öfteren zu einer Änderung der Flugroute aufforderte. Der Regierungs-Airbus hatte zudem Mitte Juni während eines Fluges von Rio de Janeiro nach Brasília ein Problem mit Druckabfall in der Kabine. Obwohl niemand verletzt wurde, musste das Flugzeug nach Rio zurückkehren. Rousseff nahm eine andere Maschine und traf weit nach Mitternacht im Regierungssitz ein.
Würde sich Rousseff für Boeing entscheiden, wäre dies ein symbolischer Sieg für das US-amerikanische Unternehmen. Der weltweit größte Hersteller von zivilen und militärischen Flugzeugen kämpft angesichts der schlechten Lage auf dem europäischen Markt seit mehreren Monaten um Marktanteile in Brasilien. Bereits vor wenigen Tagen gab das Unternehmen bekannt, die leichten Kampfflugzeuge vom Typ Super Tucano (Embraer) mit einem neuen Waffensystem auszurüsten.
Leider kein Kommentar vorhanden!