Bei der Abfertigung eines Päckchens aus Mexiko hatten die Zöllner im Internationalen Postzentrum in Niederaula das richtige Gespür. In dem Paket befand sich lediglich eine kleine handgefertigte Stoffpuppe in traditioneller mexikanischer Folkloretracht. Die argwöhnischen Zöllner schickten die Puppe durch ein Röntgengerät, um ihr Inneres zu durchleuchten und entdeckten auf dem Röntgenbild auffällige Strukturen, die auf eine Befüllung hinwiesen.
Im Bauch der Puppe fanden die Beamten dann in Stofffetzen eingewickelt und mit einer Papphülle ummantelt acht winzige, vertrocknet erscheinende Kakteen. Ein Sammler aus der Nähe von Bonn wollte die unter Artenschutz stehenden und in der Roten Liste gefährdeter Arten erfassten Pflanzen per Post am Zoll vorbeischmuggeln. Auf seiner Internetseite rühmte er sich damit, dass er einer von nur zehn Menschen in Europa sei, die diese Pflanzen in freier Natur gesehen hätten.
In Absprache mit dem Bundesamt für Naturschutz stellten die Zöllner die nur ein bis vier Zentimeter großen Kakteen mit dem botanischen Namen „Turbinicarpus schmiedickieanus“ sicher. Der Leiter eines botanischen Gartens erklärte sich sofort bereit, die durch den langen Postweg bereits stark in Mitleidenschaft gezogenen Pflanzen in seinem Kakteenhaus aufzunehmen. Die Pflege und Wiederanzucht der seltenen Exemplare übernahmen wirkliche Kakteenfreunde, die mit ihrem Verein das Kakteenschauhaus des Botanischen Gartens ehrenamtlich betreuen und in den „Neulingen eine wertvolle Bereicherung“ sehen. Dank des schnellen Handelns aller Beteiligten gelang es zumindest, den drei größeren Kakteen ein Überleben zu sichern. Für die anderen kam jede Hilfe zu spät.
Gegen den Empfänger der Postsendung wurde ein Strafverfahren eingeleitet. Ihm droht eine Geldstrafe. Er war bereits schon einmal wegen eines Verstoßes gegen die Artenschutzbestimmungen verurteilt worden.
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