Anfang 2011 baute AGROXVEN eine schon vorhandene, zentral gelegene Anlieferstelle für Kakaobohnen zunächst auf 400m² und später bis auf 1.600m² aus und begann mit der Überzeugungsarbeit bei den Bauern. Geschäftsführer Edison Sánchez: „Ehrlich gesagt, war es ziemlich schwierig am Anfang, die Bauern für das UTZ-Programm zu gewinnen, ihnen das Misstrauen zu nehmen und die Vorteile der zusätzlichen Kontrolle ihrer Arbeit schmackhaft zu machen.
“Für die Firma war es auch wichtig, die Region weiterhin mit Arbeit zu versorgen, sowie selber feste, zuverlässige Lieferanten mit UTZ-Zertifikat zu haben. Schließlich konnten zu Beginn 77 Bauern dazu bewegt werden, am Programm teilzunehmen, im zweiten Jahr hat sich bereits eine weitere Gruppe von 80 Bauern für den Zertifizierungsprozess angemeldet. Edison Sánchez ist äußerst zufrieden mit den teilnehmenden Kleinbauern und der Entwicklung: „Ende des Jahres werden wir mehr als 200 Bauern haben, die sich an der UTZ-Zertifizierung beteiligen, was für diese Region auch einen enormen Aufschwung bedeutet.“
Wichtiger Beweggrund ist für viele der finanzielle Anreiz. Wer einen Quintal (1 Quintal ≈1 Zentner ≈ ca. 50 Kilogramm) einfachen Kakao beim lokalen Zwischenhändler verkauft, bekommt 80$. Ein Quintal reiner „Cacao Nacional“ dagegen wird mit $90 und ein Quintal UTZ-zertifizierter „Cacao Nacional“ schon mit $95 bezahlt.
Teil der Abmachung ist, dass Beratungsworkshops für die Kleinbauern angeboten werden, die von AGROXVEN organisiert werden. Stalin Guerrero ist Techniker und macht das Controlling für AGROXVEN: „Auf den Workshops kommt auch das Thema Ertragserhöhung von „Cacao Nacional“ zur Sprache. Schon im ersten Jahr des Programms wurde bei manchen Bauern eine Erhöhung von durchschnittlich 25% erzielt.“ Auf diesen Seminaren wurden auch die Punkte besprochen, die für die Erhaltung des UTZ-Zertifikats wichtig sind, wie zum Beispiel gemäßigter und kontrollierter Einsatz von Pestiziden und kein Abfall auf den Feldern. „Meine Arbeit hat mit Umwelt, aber auch mit ökonomischen und sozialen Aspekten zu tun“ sagt Guerrero. Was anfänglich für die Bauern ein schier endloser Katalog von Bedingungen erschien, wurde dann doch innerhalb eines Jahres erfolgreich umgesetzt. Der Bauer kann bei regelmäßiger Bewässerung und im günstigsten Fall das ganze Jahr über ernten.
Daniel Gutero bewirtschaftet 15 ha von seinen insgesamt 35 ha mit UTZ-zertifiziertem „Cacao Nacional“. „Ich bin absolut zufrieden mit der UTZ-Zertifizierung“, sagt Gutero „weil ich auf meinem Acker jetzt mehr ernten kann. Der Kakao ist mehr wert, wir haben mehr Ahnung über die Kakaoproduktion und vorher hat sich hier keiner um das Thema chemische Dünger gekümmert, jetzt mit den UTZ-Seminaren ist man wesentlich umweltbewusster.“ In der Erntehochzeit kann er ca. eine Tonne im Monat verkaufen.
Gutero bringt seine Kakaosäcke mit dem Kleintransporter in das Centro de Acopio in Potosí. Für ihn ist auch das Vertrauen in die seriöse Arbeit von AGROXVEN besonders wichtig: „ Ich weiß, dass mein Kakao hier korrekt gewogen wird und wenn ich Fragen habe oder Hilfe brauche, dann kann ich mit dem Techniker reden.“ Er selber muss die Bohnen nicht trocknen, kann sie auch im feuchten Zustand anliefern, dann allerdings wird der Feuchtigkeitsgehalt in einem speziellen Verfahren gemessen und vom Gesamtgewicht abgezogen. Das Geld erhält er sofort in bar. Auf dem Gelände des Centro de Acopio werden die feuchten Bohnen in Holzkästen fermentiert und später in großen Trockenmaschinen unter Gasflammen getrocknet. Später kommt er in Säcke, und die rund 250 Tonnen zertifizierter Kakao jährlich werden nach Amsterdam oder Hamburg zu Albrecht & Dill geschifft.
„Es gibt einen Kleinbauernverband hier in der Nähe in der Provinz Bolivar, der mit 86 Mitgliedern auch recht stark ist. Ich selber,“ sagt Gutero. „bin dort nie Mitglied gewesen, und freu mich, dass AGROXVEN mir sämtliche Dienstleistungen anbietet, sogar Geräte zur Pflege der Bäume und zur Ernte, und ich hier noch viele technische Neuigkeiten zur Aussaat und Pflege für meine Kakaoplantage lerne.“ Diese Form der Zusammenarbeit mit Produzenten und Lieferanten ist für die GIZ Ecuador neu und eine sehr gute Alternative, dort wo es keine Kleinbauernverbände gibt.
Autor: Oliver Hölcke
Journalist und bei der GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) in Quito, Ecuador tätig.
Interessant ist in dem Zusammenhang auch, dass Ecuador Vorreiter ist, nicht nur Kakao, sondern auch die Schokolade daraus im Land selbst herzustellen und unter eigener Marke weltweit zu vertreiben. Marken wie Pacari oder Kallari sind inzwischen Schokoladenfans Begriffe geworden – das wäre einen eigenen Bericht wert, und die Recherche dazu ist sicher angenehm. :)