Als dritter im Bunde der von Militärs misshandelten aber auch von der Kirchenhierarchie, in der Person des damaligen Kardinals Josef Ratzinger, bestraften Befreiungstheologen, nahm überraschenderweise der Brasilianer Leonardo Boff Papst Franziskus in Schutz. Ihm imponierte jene Zeitungsmeldung über folgende Szene: Als der Sekretär des Konklaves dem gerade gewählten Papst die reich geschmückte „Mozzetta“ als Symbol der päpstlichen Macht auf die Schultern legen wollte, wies ihn der ironische Jorge Mario Bergoglio zurecht: „Der Karneval ist zu Ende, nehmen Sie dieses Tuch wieder weg“. Und trat in einfachem, weissen Gewand auf.
“Ich glaube, Papst Franziskus hat eine Kirche außerhalb der Paläste im Sinn, die frei von Machtsymbolen ist“, spekuliert Boff. „Es lohnt sich, drei Punkte von großer symbolischer Bedeutung aus seiner Antrittsrede hervorzuheben: Erstens sagte er, er wolle ´in der Nächstenliebe präsidieren´, was in der Zeit der Reformation angestrebt wurde […] Der Papst sollte nicht wie ein absolutistischer Monarch präsidieren […] Gemäß Jesu Botschaft soll er in Liebe präsidieren, um die Brüder und Schwestern im Glauben zu bestärken.Zweitens, hat er das Volk Gottes in den Mittelpunkt gestellt, wie es das Zweite Vatikanische Konzil vorsieht […] Papst Franziskus bat das Volk Gottes demütig darum, für ihn zu beten und Gott um den Segen für ihn zu bitten. Dann erst segnete er das Volk Gottes. Das bedeutet: Er ist da, um zu dienen und nicht, um bedient zu werden. […]
Schließlich, vermied er jegliches Spektakuläre, das der Figur des Papstes zu eigen ist. Er erhob nicht die Arme, um das Volk zu grüßen, sondern blieb still, standhaft und ernst, fast würde ich sagen erschrocken. […]
Es muss erwähnt werden, dass dies ein Papst ist, der aus dem tiefen Süden kommt, wo die ärmsten Menschen leben und sich 60 % der Katholiken befinden. Mit seiner pastoralen Erfahrung und seiner Sichtweise ´von unten´ kann er die Kurie umgestalten, die Verwaltung dezentralisieren und der Kirche ein neues, glaubwürdiges Gesicht verleihen“.
Papst Franziskus ist ein Tabubrecher auch im persönlichen Umgang: Niemals zuvor küsste der höchste Kirchenfürst auf Erden eine Dame, zumal eine Staatspräsidentin – drei auf die Wange, wie Jorge Mario Bergoglio seine Landsmännin (warum eigentlich nicht „Landsfrau“?) Cristina Kirchner. Da schlug in London David Cameron Alarm: Der Papst solle sich nicht in die Auseinandersetzung um den Malwinen/Falkland-Konflikt einmischen, warnte der unfreundliche Brite. Er erinnerte sich: Während einer Homilie um 2010 hatte der damalige Erzbischof in Buenos Aires gesagt, die leidlich umkämpften Inseln der Antarktis seien von Grossbritannien „usurpiert“ worden.
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