Ein brasilianisches Gericht hat am frühen Sonntagmorgen (21.) Ortszeit 23 Polizisten zu jeweils 156 Jahren Haft verurteilt. Richter José Augusto Nardy Marzagão sah es als erwiesen an, dass die Beamten für die Tötung von mindestens 13 Gefangene während der Niederschlagung einer Revolte im Gefängnis von Carandiru in São Paulo im Jahr 1992 verantwortlich waren. Weitere drei Angeklagte wurden freigesprochen.
Bei einem Aufstand im Gefängnis “Casa de Detenção de São Paulo” waren am 2. Oktober 1992 mindestens 102 Gefangene erschossen worden, weitere 9 Häftlinge starben an Stichwunden, die nicht behandelt wurden. Laut der ermittelnden Staatsanwaltschaft waren die meisten der Inhaftierten in ihren Zellen und aus kürzester Entfernung erschossen worden. Bei der 30-minütigen Aktion wurde kein Polizist getötet.
Der Kommandierende der eingesetzten Militärpolizei, Oberst Ubiratan Guimarães, wurde im Juni 2001 in erster Instanz u.a. wegen Mordes in 102 Fällen zu einer Freiheitsstrafe von 632 Jahren verurteilt, blieb jedoch auf freiem Fuß, da er Rechtsmittel einlegte. In zweiter Instanz wurde er am 16. Februar 2006 freigesprochen und am 9. September 2006 von einem unbekannten Täter in seiner Wohnung durch einen Bauchschuss getötet.
Im ersten Teil des Prozesses, der auf vier Stufen unterteilt ist, mussten sich nun 26 Beamte der Bereitschaftspolizei vor Gericht verantworten, insgesamt 79 Offiziere sollen im Zusammenhang mit dem Massaker in den kommenden Monaten noch angeklagt werden. An der von der Regierung in Auftrag gegebene Studie arbeiteten sieben Juroren – fünf Frauen und zwei Männer – die durch Stimmzettel aus einer Liste von 50 vorselektierten Kandidaten ausgewählt wurden.
Die nun verurteilten Beamten erhielten das Minimum des Strafsatzes und wurden für jeden Mord zu 12 Jahren Haft verurteilt. Dies gab das Gericht in São Paulo bekannt. Die Staatsanwaltschaft argumentierte, dass die beschuldigten Polizisten „79 Schuss mit der Absicht zu töten“ auf die am Aufstand beteiligten Gefangenen abgefeuert hatten. Die anderen drei Phasen der Studie werden laut Gericht voraussichtlich in diesem Jahr abgeschlossen sein.
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