Venezuela ist unter anderem als das Land mit der höchsten Zahl an Tötungsdelikten in Südamerika bekannt. Diese Tatsache, verbunden mit der politischen Gewalt nach dem auch international umstrittenen Wahlergebnis vom 14. April, hat für die im südamerikanischen Land lebende Bevölkerung die Brisanz eines russischen Roulette. Dass dies von im Ausland lebenden Hobbyjournalisten und Kurzaufenthalter heruntergespielt und sogar verleugnet wird, ist dabei mehr als dümmlich.
In einem kürzlich veröffentlichten Interview weist der Erzbischof von Caracas, Kardinal Jorge Urosa, auf die Wahrnehmung „erhöhter Aggressivität im Allgemeinen unter dem venezolanischen Volk“ hin und macht einen „dringenden Aufruf für ein Ende der Gewalt in der Gesellschaft“. Nach seinen Worten handelt es sich bei den Aggressivitäten um „politische Gewalt durch Polarisierung“.
In Venezuela liegt die Tötungsrate bei 54 Morden pro 100.000 Einwohner. Alleine im ersten Quartal des Jahres gab es nach Angaben der Regierung 3.400 Tötungsdelikte. Laut dem venezolanischen „Observatory of Violence“ existiert im krisengebeutelten Land eine „fast völlige Straflosigkeit“.
Im wirklichen Leben bedeutet dies eine zurückgezogene Existenz. Eltern lassen ihre Kinder nicht ins Kino, wenn der Film in der Nacht endet. Fußgänger schauen ständig und wachsam über die Schulter. Bewaffnete Raubüberfälle sind in der Öffentlichkeit verbreitet, viele Autofahrer verfallen an einer roten Ampel in Panik. „Wir sind inzwischen soweit, dass wir nicht einmal alleine zu einer Bushaltestelle laufen. Angst beherrscht unseren Alltag, bei Anbruch der Nacht verriegeln wir die Türen“, beklagt sich Adriana Del Valle, 58-jährige Rentnerin in einer belebten Gegend in der Innenstadt von Caracas.
In diesem permanenten Klima des Misstrauens schwelt eine weitere Bombe, die im Moment allerdings nur tickt. Die politische Gewalt überzieht ein Land, das in zwei Hälften geteilt ist. Noch hat Oppositionsführer Henrique Capriles seine Anhänger unter Kontrolle, was sich nach einer vehement geforderten Neuauszählung der Wahlurnen schlagartig ändern könnte.
Der Soziologe und Essayist Miguel Ángel Campos glaubt, dass dieses greifbare Gewaltszenario Teil der Eigenart der Venezolaner ist. „In Venezuela gibt es Plünderungen seit 1812 und dies hat sich stetes in Zeiten des sozialen Zitterns ausgeweitet. Venezuela hat eine gewalttätige Gesellschaft“, so Campos und erinnert an die Plünderungen in Caracas im Jahr 1988 und an die drei Staatsstreiche, denen eine ähnliche politische Situation wie aktuell vorausgegangen war.
Chavez führte eine neue Regierungsform ein:die Miedocracia (Miedo= Angst).Der Alltag hat sich die letzten Jahre kontinuierlich verschlechtert.Jeden Tag schränkt man sich mehr ein,viele Jugendliche haben das Land verlassen.Die Zurückgebliebenen trösten sich angesichts auseinandergerissener Familien damit, dass die im Ausland Weilenden zumindest Sicherheit und damit Freiheiten geniessen,welche wir hier nicht mehr kennen.Wer hier nicht lebt und sein Meinung nur durch verschönerte Artikel oder wie Vincius Love erwähnt durch Kurzaufenthalte nährt,kann sich wirklich kein Bild von der Realtität hier machen.Merida in den venezolanischen Anden,welche früher kaum Kriminalität kannte und eine der säubersten Städte von Venezuela war, ist in den 14 Jahren der Chavistenregierung zu einer schmutzigen,gefährlichen Stadt heruntergekommen.Die bewaffneten Banden terrorisieren mit Billigung des Gouverneurs die Bevölkerung und haben einen Freibrief für Raub und Zerstörung von Privateigentum sowie der Installationen der Universität.Die Lebensqualität,hat sichtbar abgenommen.Guter Artikel!
Hallo ,mal eine Frage an die Venezuela-Kenner: Heißt das auch, dass man als Tourist das Land meiden sollte? Ich rede nicht von einem Pauschalurlaub in einem abgeschotteten Hotel, sondern von einer individuellen (Mietwagen)-Rundreise…Wie sieht es aus mit Sightseeing in Caracas, Merida etc.? Kann man sich auf der Isla Margarita frei bewegen, auch nachts usw.?
Danke im Voraus und lg
Abenteuerurlaub PUR…
Im moment würde ich nicht fahren,
Im PANZER könnte man (frau) das überleben…
@opal
Danke Dir zunächst.
Hmm…also dann maximal ins (sichere) Pauschalhotel und dann nur geführte Ausflüge im großen Reisebus vom Veranstalter?!
Dachte eigentlich, reisende Ausländer hätten immer einen gewissen „Bonus“, sprich werden nicht prioritär bedroht oder überfallen…
Marie ,leider ist der „Bonus“ nur,dass sie von weitem sehen du bist Tourist und eine „leichte Beute“ und ein potentieller Devisenrumschlepper.In einem Land in dem momentan der Mindestlohn gerademal 75 Euro beträgt ist die Versuchung und Not gross.Also wenn du nicht aus persönlichen Gründen(Famile oder Freunde hier besuchen) reisen willst,würde ich dir zur Zeit von Venezuela abraten,da gibt es bestimmt bessere und sichere Ziele.Zudem ist bis November Regenzeit…! Sorry so ist,s leider .
@Annaconda
Danke Dir.
Dann sind die 372 US-Dollar Mindestlohn hier also reine Propaganda.
Doch kurz noch einmal zu meiner Ausgangsfrage: Trifft die Gefahrensituation auch auf die Isla Margarita zu?!
Reisezeit wäre dann in der Tat erst im November, wollte halt nur langsam mal nach günstigen Flügen gucken…
Werden uns dann evt. auf die Insel konzentrieren und eine kleine Rundreise dort mit Zwischenstopps in ein paar Hostels machen…wenn die hoffentlich wenigstens sicher sind…
Hallo Marie,
also im moment,ist die lage sehr schlecht.
ich wohne seit 7,5jaren hier auf der insel,
es wird täglich schlechter…..alles…
warte mit deinem urlaub…
flüge im moment lufthansa ca.10000 bsf…gebucht von hier aus.
Ca..350€
inselrundfahrt die große ca..325 km 1tag..
weitere infos kann ich peer email schicken
lg opal
@Marie,den Mindestlohn berechnen sie nach dem offiziellen Wechselkurs,das ist aber Augenwischerei zumal das ein fiktiver festgelegter Kurs ist.Otto Normalverbraucher hat so gut wie keinen Zugang zu diesen Devisen.Alles was man hier kauft wird nach dem Schwarzmarktkurs ,welcher dreimal so hoch ist, berechnet.Also ist der Mindestlohn gerademal knappe 100 $ im Monat.Wie,s in Margarita aussieht weiss wohl am besten ein anderer Forenschreiber der @Bettler,der wohnt nämlich da.Ja allgemein ist hier die beste Reisezeit zwischen Dez-März (Trockenzeit).