Das Regierung des südamerikanischen Binnenstaates Bolivien hat in Den Haag eine Klage gegen das Nachbarland Chile eingereicht. Nach einem Jahrhundert will Bolivien wieder einen eigenen Zugang zum pazifischen Ozean. Ciles Präsident Sebastián Piñera gab bereits bekannt, nicht einen Zentimeter des chilenischen Territoriums preiszugeben.
Seit die lateinamerikanischen Staaten zu Beginn des 19. Jahrhunderts ihre Unabhängigkeit erlangten, kam es in der Region zu einer Vielzahl von Kriegen und bewaffneten Konflikten. Bis heute haben Bolivien und Peru ihre Gebietsverluste im “Salpeterkrieg” (Guerra del Pacífico) von 1879 bis 1883 nicht überwunden. Beide Staaten verloren Küstengebiete an Chile, Bolivien kämpft seit Jahren für einen freien Zugang zum Meer.
Am 4. April 1884 kam zwischen Chile und Bolivien der Vertrag von Valparaíso zustande. Darin erhielt Chile die Küstenregion um Antofagasta, was Bolivien neben dem Verlust einer Provinz auch den Zugang zum Pazifik kostete. Bolivien wurde dadurch wieder zu einem Binnenstaat. Hafenstädte wie Antofagasta, Iquique und Arica wurden endgültig ins chilenische Staatsgebiet eingegliedert.
Erst 1904 wurde der bis heute gültige Friedensvertrag zwischen Chile und Bolivien unterzeichnet, in dem Bolivien die Zugehörigkeit der Atacamaregion zu Chile bestätigte. Im Gegenzug gewährte Chile Bolivien den zollfreien Zugang zu den Häfen von Arica und Antofagasta und den Bau einer Bahn, die die Hauptstadt La Paz mit der Küstenstadt Arica verbinden sollte.
Im Streit um den Zugang zum Pazifik hat Bolivien den seit Jahren schwelenden Konflikt mit dem Nachbarland Chile verschärft. Rund drei Wochen vor dem angekündigten Gang vor den Internationalen Gerichtshof in Den Haag hatte Boliviens linksgerichteter Präsident Evo Morales eine Forellenzucht in den Gewässern der Silala-Quellen an der Grenze zu Chile eingeweiht, deren Verlauf laut Chile nicht unterbrochen werden darf.
Der bolivianische Außenminister David Choquehuanca gab am Mittwoch (24.) bekannt, mit der Klage in Den Haag wolle Bolivien das „historische Mandat“ erfüllen, wieder eine maritime Nation zu werden. Nach seinen Worten fordere Bolivien von Chile Verhandlungen zu einer raschen und effektiven Einigung, die einen vollkommen souveränen Zugang zum Pazifischen Ozean gewähre.
Präsident Piñera hat seinen Landsleuten am Mittwoch versprochen, dass das Land nicht einen Zentimeter seiner territorialen Souveränität an Bolivien abtreten werde und sein Recht und die aktuellen Grenzen des Staatsgebietes mit aller zur Verfügung stehenden Kraft verteidigen werde. „Ich möchte klar und deutlich sagen, dass es zwischen Chile und Bolivien einen seit 1904 bestehenden Grenzvertrag gibt. Dieser Vertrag ist gültig und lässt keinen Spielraum zu. Chile respektiert das Völkerrecht und hält Verträge ein. Ich geben meinen Landsleuten die volle Garantie, dass ich jeden Quadratzentimeter unseres Territoriums und jeder Quadratmeter unserer Meeresgrenzen verteidigen werde“, versicherte das Staatsoberhaupt.
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