Bolivien ist reich an Ressourcen, leidet jedoch dennoch unter gravierenden sozialen Missständen. Ein Blick auf die aktuelle Situation im Land.
Bolivien gilt als ärmstes Land Südamerikas. Trotz seiner reichen Bodenschätze – das Land verfügt über reiche Vorkommen an Gas, Öl, Mineralien, Eisen, Silber, Gold und Lithium – leben noch immer 26.1 Prozent der zehn Millionen zählenden Bevölkerung in extremer Armut, was bedeutet, dass ihnen kein Geld für Grundnahrungsmittel zur Verfügung steht. Weitere 5.2 Millionen Menschen haben nicht genug Geld für so grundlegende Lebenshaltungskosten wie Obdach, Transport oder Bildung. Das geht aus einem Zwischenbericht zur menschlichen Entwicklung der Vereinten Nationen (Uno) hervor, welcher Anfang Februar 2012 vorgestellt wurde.
Dennoch wird im Bericht festgehalten: «Die letzten Jahre waren eine wichtige Zeit für die Verbesserung der Lebensbedingungen der bolivianischen Bevölkerung». Ausgewertet wurden Zahlen seit dem Regierungsantritt der Bewegung zum Sozialismus (MAS) im Frühjahr 2006. Insgesamt 1,4 Millionen Menschen konnten unter der Führung von Präsident Evo Morales die Armutsgrenze hinter sich lassen, was den «grössten Rückgang der Armut, den Bolivien in den letzten 50 Jahren erlebt hat» bedeutet, wie Vizepräsident Álvaro García Linera festhielt. Ademar Esquivel, Ökonom bei der Unidad de Análisis de Políticas Sociales y Económicas (Udape) stellte am vergangenen Mittwoch Zahlen der Udape vor, welche ebenfalls auf eine leichte Verbesserung der Situation der ärmsten hinweisen.
Augenfällig werden Armut und soziale Probleme jedoch gerade in den Städten. Kinder putzen die Scheiben anhaltender Autos oder bieten für zwei Pesos ihre Dienste als Schuhputzer an. Menschen schlafen auf der Strasse, betteln, verkaufen Kleinigkeiten an selbstgebastelten Ständen, tanzen und jonglieren zur Unterhaltung von Autofahrern oder betäuben sich mit Klebstoff und anderen Drogen. 336.000 Kinder und Jugendliche arbeiteten laut einer Untersuchung, die anlässlich des Kindertages in Bolivien 2011 veröffentlicht wurde, auf den Strassen und in den Minen des Andenstaates. Von 100 Kindern beendeten laut besagter Untersuchung rund 30 die Grundschule nicht; sieben von zehn Kindern leiden unter häuslicher Gewalt; 6.000 leben in den Strassen der Städte und fast 1.500 im Gefängnis mit ihren Eltern.
Bizarrer Strafvollzug
Glaubt man dem französischen Soziologen Loic Wacquant, so spiegelt das Strafvollzugssystem eines Landes dessen Gesellschaftssystem in der Extreme. So auch in Bolivien: «Die sozialen Probleme der Gesamtgesellschaft konzentrieren sich in den Gefängnissen von Cochabamba in bizarrer Weise», erzählt Pablo Camacho von der Organisation Ayni Ruway, welche auch Projekte in Strafvollzugsanstalten von Cochabamba durchgeführt hat. «Die Häftlinge müssen sich – gleich wie in Freiheit – ihren Lebensunterhalt irgendwie verdienen. Nichts ist umsonst und wer kein Geld hat kommt auch nicht so schnell wieder raus.» Und so kommt es, dass sich in den Gefängnissen Cochabambas Parallelökonomien etabliert haben. Das meiste ist käuflich, sogar die Zellen.
Maria Angeles Conzalez arbeitet seit nunmehr drei Jahren als Koordinatorin der Pastoral Penitenciaria, einer katholischen Organisation, welche sich um die Rechte der Häftlinge kümmert. Sie erzählt von schlecht bezahlten Polizisten, welche korrupt werde, von durch unfähige Anwälte verzögerte Prozesse – manche Häftlinge warten bis zu zehn Jahre auf ihr Urteil -, von steigenden Häftlingszahlen und von miserablen Lebensbedingungen. In Bolivien fehlt der Gedanke der Resozialisierung fast gänzlich im Strafvollzug. Entsprechend sucht man vergeblich nach staatlichen Bemühungen zur Wiedereingliederung der Häftlinge in die Gesellschaft. 6.6 Bolivianos (etwa 1 Dollar) stehen aktuell pro Häftling täglich zur Verfügung , was nicht einmal den Grundbedarf an Nahrungsmitteln zu decken vermag, so Conzalez.
Ein bizarrer Aspekt des bolivianischen Strafvollzugs besteht darin, dass Frau und Kinder eines Häftlings oft zusammen mit ihm in der gleichen Zelle leben. Sie dürfen zwar raus in die Freiheit zum Arbeiten oder um die Schule zu besuchen, die Lebensbedingungen bleiben jedoch die Selben: Eine Infrastruktur, welche keine Grundmassstäbe erfüllt, Mangel an frischer Luft und schlechte Ernährung. Damit einhergehend sind Gesundheitsprobleme und Krankheiten wie Diabethes, Tuberkulose, Aids und andere Geschlechtskrankheiten weitverbreitet. Armut, Gewalt und Korruption sind allgegenwärtig. Das Gefängnis wird zu einer Schule des Verbrechens und die Insassen werden gefährlicher wieder entlassen als sie eingeliefert wurden – keine Umgebung für ein heranwachsendes Kind.
Das ist der Sozialismo 21 !! Chavez sei Dank,daß er auch andere Länder mit seinen irren Hirngespinsten infiziert hat.
OK, ich versuche mal auf Ihren Kommentar zu antworten:
1) Evo Morales kommt aus dem Gewerksschaftszweig und ist schon viel länger politisch aktiv als Chavez es jemals war. Chavez war zwar zuerst an der Macht aber davon zu sprechen das Chavez Evo beeinflusst hat is quatsch wenn Sie beide Historien kennen.
2) Die CNN hat letztens eine gute Dokumentation über Bolivien/Evo gebracht (Ist CNN, das argument der „roten“ Presse können Sie hier also nicht bringen…). Sollten Sie sich vielleicht mal anschauen: http://www.youtube.com/watch?v=k3Da_-gCSjk
3) Natürlich gibt es noch (zu) viele Misstände in Bolivien. Die wird es auch noch leider über viele Jahre geben. Bolivien war und ist nach wie vor eines der ärmsten Länder der welt, das kann man nicht in wenigen Jahren zu einem Land machen, welches mit Europäischen standart zu vergleichen ist. Man kann aber nciht verneinen, dass es aufwärts geht. Das wird selbst von der Opposition anerkannt…
Ich kenne Venezuela nicht gut und wiederspreche Ihnen bei Venezuela Kommentaren nicht, aber Ihre Hasstiraden auf alles was „links“ ist sollten Sie einmal überdenken.
Und weiterhin werden alle Edelmetalle Lateinamerikas auf Befehl des spanischen Monarchen nach Havanna geschickt, wo sie den steinalten, geldgierigen Castrogreisen in die Hände fallen.
Gell, Herr Bettler?