Vor drei Jahren machte der brasilianische Milliardär Eike Batista eine gewagte Ansage: Er warnte den mexikanischen Tycoon Carlos Slim davor, dass er ihn als reichsten Mann auf der Erde überholen will. Zu diesem Zeitpunkt wurde das Vermögen des mexikanischen Unternehmers aus der Telekommunikationsbranche auf etwa 70 Milliarden US-Dollar geschätzt, Batista folgte mit weitem Abstand von „nur“ 35 Milliarden und galt er als der siebtreichste Mann weltweit (Forbes).
Batista ist eines von sieben Kindern des Geschäftsmannes Eliezer Batista, der von 1961–1964 und 1979–1986 Minen- und Energieminister und ehemaliger Präsident des damals voll verstaatlichten Minenkonzerns Vale do Rio Doce war. Seine Mutter, Jutta Fuhrken, kam in Deutschland zur Welt. Von ihr, so Batista, habe er Selbstvertrauen und Disziplin gelernt, Eigenschaften, die er als unerlässlich für seinen Werdegang als Unternehmer betrachtet.
„Ich möchte in fünf Jahren der reichste Mensch der Welt werden“, lauteten die ehrgeizigen Ziele des 52-jährigen bei einem Interview im Jahr 2011. Batista konnte aus drei Jahrzehnten Erfahrung internationaler Geschäftstätigkeit Nutzen ziehen und hat die Gabe „Reichtum von Null aus zu schaffen“. Seit den 1980er Jahren hat Batista in Brasilien und Kanada acht Goldminen (Amapari, Casa Berardi, Crixás, Musselwhite, New Britania, Novo Astro, Novo Planeta und Paracatu), eine Silbermine in Chile (La Coipa) und drei Eisenerzminen in Brasilien (Mina 63, Tico-Tico und Ipé) erschlossen und in Betrieb genommen. Von 2004 bis 2010 hat er fünf Unternehmen gegründet und in Betrieb genommen: MMX (Bergbau), MPX (Energie), OGX (Erdöl), LLX (Logistik) und OSX (Offshore Industrie).
Inzwischen haben sich die Dinge für Batista dramatisch verändert. Seine EBX Gruppe ist hoch verschuldet, die Märkte scheinen sich von ihm abgewandt haben. Innerhalb eines Jahres schrumpfte das Vermögen des „brasilianischen Dagobert Duck“ von 35 Milliarden auf etwa 4,8 Milliarden Dollar. Analysten glauben, dass ihn sein großer Ehrgeiz zum Verhängnis wurde.
Der Übergang vom Millionär zum Milliardär geschah im Jahr 2001, als er die EBX Gruppe mit sechs Unternehmen gründete. Diese waren vor allem in den Sparten Energie und maritime Sektoren erfolgreich und profitierten vom enormen Appetit Chinas nach Rohstoffen. In den letzten Jahren wurde Batista eine Schlüsselfigur im öffentlichen Leben Brasiliens. Sein Unternehmen erhielt große öffentliche Investitionen zur Durchführung von Infrastrukturprojekten.
Keine andere Stadt in Brasilien fühlte seinen Einfluss mehr als Rio de Janeiro. Er führte Sanierungen an vielen Sehenswürdigkeiten der Stadt durch und gewann vor kurzem eine Ausschreibung für die Verwaltung des legendären Maracana-Stadions.
Brasiliens Wirtschaft hat sich in den letzten Jahren abgekühlt, die ausländische Nachfrage nach Rohstoffen ist gefallen. Die Anleger wurden bereits im Juni letzten Jahres nervös. Seine Ölgesellschaft OGX hatte angekündigt, dass die Produktion unter das erwartete Niveau gesunken war. Das Unternehmen galt einst als das Juwel in der Krone seines Reiches und verlor 90% seines Wertes in einem Jahr.
„Das Geschäftsmodell des Herrn Batista war in jedem Sinne übertrieben“, analysiert Sergio Lazzarini von der INSPER Business School in São Paulo. „Seine Firmen setzten sich optimistische Ziele, die allerdings auf unrealistischen Schätzungen beruhten. Unternehmer sind in der Regel optimistisch – in diesem Fall aber zu viel. Es wurde immer schwieriger für ihn, sich auf mehreren Geschäftsfeldern zu halten“, fügte er hinzu.
Die EBX Group Aktien haben seit ihren Höchstständen 60 Milliarden Dollar an Wert verloren. Das Vertrauen der Märkte wurde noch weiter erschüttert, als Batista letzte Woche als Leiter seiner Energieunternehmen MPX zurück trat.
Medienberichten zufolge soll MPX verkauft werden. Mit dem erzielten Erlös sollen Schulden der anderen Unternehmen abgezahlt werden. Dies könnte bedeuten, dass er die Kontrolle über seine gegründeten Unternehmen verlieren könnte. Obwohl er inzwischen sogar sein Flugzeug, eine Embraer Legacy, für 14 Millionen US-Dollar verkaufen musste, bleibt Batista optimistisch – fast trotzig. Er ist davon überzeugt, dass er seine Geschäfte „wieder auf Kurs bringt“.
Hochmut kommt vor dem Fall. Warum soll dies bei Eike anders sein.