Streik und Proteste in Kolumbien: Etwas anderes ist möglich► Seite 2

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Datum: 02. September 2013
Uhrzeit: 07:10 Uhr
Ressorts: Leserberichte
Leserecho: 2 Kommentare
Autor: Redaktion
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Ein erster Schritt hin zum Frieden

In dem von jahrzehntelanger Gewalt und geprägten und sozial tief gespaltenen Kolumbien enden Proteste leider oft in solch gewaltsame Auseinandersetzungen. Noch nie habe ich die Kolumbianer so wach, so einig erlebt“ sagt die 33jährigen Aktivistin Ana Lucia mit vor Ergreifung brüchiger Stimme. Man spürt, dass es um etwas Größeres geht, als den Protest gegen die aktuelle Wirtschaftspolitik. Es geht den Kolumbianern endlich um eine gemeinsame Vision für ihr Land. „Zum ersten Mal wird die Trennung in Weiße, Schwarze, Indigene, Bauern aufgehoben und wir reden von ´Kolumbianern` – und benennen damit etwas, das weit über ein Land oder Nationalismus hinausgeht.“ erzählt Ana Lucia von den Kundgebungen. Das gemeinsame Eintreten für die Interessen der Landwirte ist ein Schritt hin zu einer geteilten Identität, durch die aus dem gespaltenen Land endlich eine Nation werden kann, die den andauernden bewaffneten Konflikt überwindet.

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Die Menschen in Kolumbien wollen Gerechtigkeit, doch vor allem wollen sie Frieden. Nach über 50 Jahren bewaffnetem Konflikt in Kolumbien wollen sie den Frieden so sehr, dass die Demonstranten sich an diesem Dienstag, den 27. August 2013, abschirmend vor die ESMAD stellen, als eine Gruppe Fußballfans versucht die friedliche Demonstration in das übliche Schlachtfeld zu verwandeln. „Keine Gewalt“ singt der Sprechchor. Hass und Gewalt provozieren mehr Hass und Gewalt. Viele der Demonstranten wollen diese Spirale endlich durchbrechen.

Die Kundgebung bleibt friedlich und verwandelt sich in ein großes, lärmendes Konzert. Als in den Abendstunde einige der Polizisten ihre Schlagstöcke niederlegen und ihre Helme abnehmen gehen die Demonstranten auf sie zu, geben ihnen die Hand oder umarmen sie sogar. „Wir lieben unser Land und wollen ein anderes, ein geeintes und friedliches Kolumbien“ sagen die Demonstranten. „Einer muss den Frieden beginnen wie einer den Krieg“ schrieb Stefan Zweig. Diese Kundgebung auf der Plaza Bolivar könnte ein solcher Beginn sein. Es war nur einer von vielen Protesten, ein friedlicher Abend zwischen vielen gewaltvollen Tagen. Doch er zeigt: Etwas andere ist möglich.

Autoren
Lara Falkenberg (24) studiert Staatswissenschaften an der Universität Erfurt studiert und reist seit 7 Monaten als freie Journalistin durch Kolumbien. Auf ihrem Blog berichtet sie über das ihr lieb gewordene und doch immer wieder unverständliche Land.

Jose Luis Osorio (22) studiert Kunst an der Universidad de los Andes in Bogotá. Seitdem er das erste Mal eine Kamera in die Hand nahm dreht sich sein Leben um die Kunst. Einen Einblick in seine fotografische Arbeit.

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Kommentarbereich

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  1. 1
    Andre

    Sehr gut geschriebener Artikel (Glückwunsch dafür an Lara und auch Jose Luis!), bleibt wirklich nur zu hoffen, dass diese „gemeinsame Vision“ stark genug ist, um tatsächlich bis in Regierungskreise durchzudringen und die Menschen auf den Strassen diesmal etwas Nachhaltiges erreichen. Nicht nur für sich sondern auch für dieses sonst so wunderbare Land.

  2. 2
    peter

    ja, dieses land muss man lieben. warum auch, ich weiss es nicht genau.
    es war im märz meine 12. reise in das land und immer wieder ist es anders.
    wer noch nicht dort war, sollte es tun.
    und keine angst, sie tun dir nichts.
    alles gute den menschen dort.

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