Brasilien: Rio de Janeiro in Sachen Ehrlichkeit nur Mittelmaß

Ehrlichkeit

Datum: 25. September 2013
Uhrzeit: 19:10 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
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► Reporter ließen in Metropolen 192 Portemonnaies liegen

Von „Reader’s Digest“ ausgesandte Reporter ließen in Metropolen in Europa, Nord- und Südamerika sowie Asien 192 Portemonnaies liegen. Jedes enthielt eine Telefonnummer, ein Familienfoto, Rabattmarken, Visitenkarten sowie einen Geldbetrag von umgerechnet 50 US-Dollar in der entsprechenden Landeswährung. Die Städte, in denen Portemonnaies platziert wurden, waren New York City (USA), Amsterdam (Niederlande), Berlin (Deutschland), Bukarest (Rumänien), Budapest (Ungarn), Helsinki (Finnland), Lissabon (Portugal), Ljubljana (Slowenien), London, (Grossbritannien), Madrid (Spanien), Moskau (Russland), Mumbai (Indien), Prag (Tschechien), Rio de Janeiro (Brasilien), Warschau (Polen) und Zürich (Schweiz).

Ehrlichkeit

Die Lockvögel liessen die Brieftaschen in Parks, in der Nähe von Einkaufszentren oder auf dem Trottoir liegen und beobachteten, was passieren würde. Dabei kamen sie zu erstaunlichen Erkenntnissen.

Von den 192 verlorenen Portemonnaies wurden 90 (47 Prozent) zurückgegeben. Dabei stellten die Reporter von „Reader’s Digest“ verblüffende Gemeinsamkeiten fest: Alter ist kein Indikator dafür, ob eine Person ehrlich oder unehrlich ist. In allen 16 Städten deckten ehrliche und unehrliche Finder das gesamte Altersspektrum ab. Weiblich oder männlich – auch hieraus lässt sich kein Rückschluss auf die Ehrlichkeit ziehen, obwohl es zwei Städte gab, in denen sich Frauen auf jeweils ganz gegensätzliche Weise hervortaten: Im polnischen Warschau waren es ausschließlich Frauen, welche die Brieftaschen behielten, wohingegen im slowenischen Ljubljana fünf der sechs zurückgegebenen Portemonnaies von Frauen zurückgegeben wurden.

Relativer Wohlstand scheint ebenfalls kein Garant für Ehrlichkeit zu sein. Im indischen Mumbai wurden neun, in Moskau sieben von zwölf Brieftaschen zurückgegeben, aber im vergleichsweise wohlhabenden Zürich kehrten nur vier Portemonnaies in die Hände der Reporter zurück.

„Die Heiligen“ – Helsinki (11 von 12 Portemonnaies zurückgegeben): „Finnen sind von Natur aus ehrlich, das ist ein nationaler Charakterzug“, meint der 27-jährige Wirtschaftsstudent Lasse Luomakoski. Er hatte das verlorene Portemonnaie in der Fussgängerzone Mikonkatu im Zentrum Helsinkis gefunden. „Wir leben in einer relativ kleinen, unaufgeregten und eng verwobenen Gemeinschaft. Bei uns gibt es kaum Korruption, nicht einmal ein Rotlicht würde ein Finne missachten“, so der Student.

„Gutes Wertesystem“ – Mumbai (neun zurückgegebene Brieftaschen), Budapest und New York (je acht P.): Die Einwohner von Mumbai belegten im Feldversuch den zweiten Platz, sie gaben neun der Portemonnaies zurück. Vaishali Mhaskar, zweifache Mutter und Briefmarkenverkäuferin, gab eine Brieftasche zurück, die in Mumbais Hauptpostamt platziert worden war. „Ich bringe meinen Kindern bei, ehrlich zu sein, genau wie meine Eltern es mir beigebracht haben“, erklärt sie.

„Einigermassen ehrlich“ – Amsterdam und Moskau (je sieben zurückgegebene Portemonnaies), Berlin und Ljubljana (je sechs P.) sowie London und Warschau (je fünf P.): Ein Mann Anfang 50 findet in einem Parkhaus in der Nähe des Kinos Siska in Ljubljana ein Portemonnaie. Einen Augenblick lang hatten die Reporter von Reader’s Digest Hoffnung – der Mann tätigte mit seinem Handy einige Anrufe, doch dann legte er auf, steckte die Brieftasche ein, stieg in sein teures Auto und fuhr davon.

„Schämt Euch!“ – Bukarest, Rio de Janeiro und Zürich (je vier zurückgegebene Portemonnaies), Prag (drei P.), Madrid (zwei P.) und Lissabon (ein P.): In einem Gewerbegebiet in Rio findet eine Frau Ende 20 eine der Börsen und gibt sie zurück – ohne Geld. Aber die 73-jährige Delma Monteiro Brandao, die ihre Enkeltochter von der Schule abholt, bringt sie mit Geld zurück. „Sie gehört mir nicht“, antwortet sie, als die Reporter fragen, warum sie sie zurückgibt. „In jungen Jahren habe ich einmal im Kaufhaus eine Zeitschrift mitgehen lassen“, erinnert sie sich. „Als meine Mutter das herausfand, erklärte sie mir, dass solch ein Verhalten nicht akzeptabel sei. Ich musste die Zeitschrift zurückbringen und mich entschuldigen.“

„Reader’s Digest“ ist eine Zeitschrift mit internationaler Verbreitung, die ursprünglich dadurch bekannt wurde, dass sie Artikel anderer Zeitschriften sowie Buchauszüge und Bücher in mehreren Sprachen, teilweise in gekürzter Form, veröffentlichte. Heute enthält die Zeitschrift Reader’s Digest überwiegend eigene Inhalte, die sich zudem je nach Länderausgabe unterscheiden. Unter der Marke „Reader’s Digest“ erscheinen neben der Zeitschrift heute auch Bücher, Hörbücher, Musik-CDs sowie DVDs.

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