Auf dem 64. Lateinamerika-Tag in Hamburg hat sich Guido Westerwelle am Dienstag (5.) erfreut über den „Aufstieg Lateinamerikas“ gezeigt. Der scheidende Bundesaußenminister lobte in seiner Eröffnungsrede die Anstrengungen der Länder des Subkontinenten, die den Menschen der Region viele neue Chancen eröffne. Er selbst habe bereits zu Beginn seiner Amtszeit das Ziel formuliert, dem wachsenden wirtschaftlichen und politischen Gewicht Lateinamerikas Rechnung zu tragen und die deutsch-lateinamerikanischen Beziehungen auf eine neue Stufe zu heben.
Dementsprechend hob der FDP-Politiker auch die momentanen guten Beziehungen hervor. „Lateinamerika und Europa sind natürliche Partner in einer globalisierten Welt. Die Basis unserer Partnerschaft ist ein Fundament gemeinsamer Werte. Uns verbinden die gleichen Vorstellungen von der Freiheit und der Würde des Einzelnen, von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit“ sagte Westerwelle. Trotz geografischer Distanz seien sich Lateinamerika und Europa nah. Als Beispiel nannte er die durch die Spähaffäre ins Leben gerufene deutsch-brasilianische Initiative bei den Vereinten Nationen, den Schutz der Privatsphäre global zu verankern.
Sanktionen in Hinblick auf das geplante Freihandelsabkommen zwischen EU und USA lehnt der Außenminister jedoch ab. „Ich halte nichts davon, die Gespräche über ein solches transatlantisches Freihandelsabkommen abzubrechen. Wir sollten den Datenschutz, den Schutz von Informationen und der Privatsphäre vielmehr jetzt zu einem zentralen Gegenstand der Verhandlungen machen“ so Westerwelle. Es gäbe mittlerweile keinen Staat mehr, der allein den globalen Herausforderungen gewachsen sei. Nur gemeinsam könne man die Globalisierung verantwortlich mitgestalten.
Beeindruckende Erfolgsgeschichte Lateinamerikas
Lateinamerika habe zudem in den vergangenen Jahren eine beeindruckende wirtschaftliche Erfolgsgeschichte geschrieben, betonte Westerwelle in Richtung seiner kolumbianischen Amtskollegin Maria Angela Holguín, die zu der 2-tägigen Veranstaltung in die Hansestadt gekommen war. Nach Chile und Mexiko sei Kolumbien nun auf dem Weg, Mitgliedsland der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zu werden.
Gerade für die deutsche Wirtschaft biete der lateinamerikanische Erfolg inzwischen viele neue Chancen, von der auch die deutsche Wirtschaft profitieren könne. Doch nicht nur Produkte und Dienstleistungen von deutschen Unternehmen würden hohe Anerkennung erfahren. „Oft werde ich auf unser System der dualen Berufsausbildung angesprochen. Das deutsche System der dualen Berufsausbildung entwickelt sich zu einem echten Exportschlager ‚Made in Germany'“, erklärte Westerwelle.
Tourismus wird von Pazifik-Allianz profitieren
Die zweitägige Veranstaltung ist generell von der Wirtschaft dominiert, versteht sich der Lateinamerika Verein e.V. (LAV) als Organisator als „Unternehmensnetzwerk und Informationsplattform für die deutsche Wirtschaft mit Interessen an und in Lateinamerika“. Doch auch touristisch wird Lateinamerika in Europa immer interessanter. Dies belegen zahlreiche Kongresse, Workshops aber auch das zunehmende Engagement lateinamerikanischer Länder auf der internationalen Tourismusmesse ITB in Berlin. Die geografische Entfernung zu Europa konnte Lateinamerika zwar noch nicht zu einem beliebten Pauschalreiseziel verwandeln, immer häufiger findet man jedoch preiswerte Flüge nach Südamerika im Angebot der Airlines, wovon vor allem Anbieter lokale Anbieter von Natur- und Abenteuerreisen profitieren.
In Hamburg steht der Lateinamerika-Tag 2013 allerdings unter dem Motto der vor zwei Jahren gegründeten Pazifik-Allianz zwischen Chile, Peru, Kolumbien, Costa Rica und Mexiko. Gastredner waren daher neben Maria Angela Holguín auch Chiles Außenminister Alfredo Moreno Charme und Mexikos Wirtschaftsminister Ildefonso Guajardo Villarreal. Für viele Experten gilt der pazifische Raum mittlerweile als Motor der Weltwirtschaft im 21. Jahrhundert. Die Region sei günstig zwischen Asien und Europa positioniert, müsse für das weitere Wachstum allerdings deutlich mehr in Logistik und Infrastruktur investieren. Davon dürfte letztendlich dann auch der Reisesektor profitieren und die Naturschönheiten für europäische Touristen noch erschwinglicher machen.
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