Der berühmte Flower Market in London ist eine der besten Adressen für frische Schnittblumen. Was jedoch viele nicht wissen: die dort angebotene duftende Farbenpracht hat oftmals einen langen Weg hinter sich. Dies geht aus dem Bericht von Felix Undeutsch über den Flower Market hervor. Der Blogger ist derzeit für das Expedia-Team in der englischen Hauptstadt unterwegs und versucht, Touristen die Highlights Londons näherzubringen. Und kommt in Hinblick auf dem farbenfrohen Markt zu folgender Schlussfolgerung:
Diese Blumen haben häufig einen langen Weg hinter sich – denn begibt man sich auf die Suche nach ihrer Herkunft, stößt man früher oder später auf Südamerika!
Der Flower Market findet im Londoner Stadtteil Hackney auf der Columbia Road statt und existiert bereits seit über 70 Jahren. Yvonne Harnett von A.E. Harnett & Sons beschreibt den Markt im Interview mit Expedia als wahren Publikumsmagnet:
„Besucher kommen von weit her, um hier Pflanzen und Blumen zu kaufen und um den Unterschied zu sehen. Der Flower Market ist etwas ganz Besonderes“.
Sie sieht in den Markt zudem als multikulturelle Veranstaltung mit den unterschiedlichsten Besuchern. In dem Artikel blickt das bekannte Reiseportal jedoch auch auf den Broadway Market, einem der kleineren Märkte Londons. Liz Roxburgh, Inhaberin eines dort ansässigen Geschäfts für Käse-Spezialitäten, beschreibt ihn im Interview mit Expedia als „viel weniger touristisch“. Doch auch diese kommen ihrer Aussage dorthin, um beispielsweise Wochenendeinkäufe zu erledigen.
Kolumbien und Ecuador – Zwei Größen des Blumenexports!
Dass Felix Undeutsch bei seinem Marktbesuch nicht auf Blumen mit südamerikanischer Herkunft gestoßen ist, dürfte äußerst unwahrscheinlich sein. Zwar sind die Niederlande auch weiterhin der weltweit größte Blumenexporteur, auf den Plätzen Zwei bis Vier folgen jedoch stets Kolumbien und Ecuador. Alleine in Ecuador sind fast 116.000 Menschen innerhalb der Blumenindustrie beschäftigt, weitere 45.000 Arbeitsplätze sind damit verknüpft. In Kolumbien sind es sogar 220.000 Jobs, die direkt und indirekt vom Blumenhandel abhängen.
Dies ist auch deswegen möglich, weil sich der Transport wesentlich beschleunigt hat. Viele Blumenplantagen befinden sich heute in unmittelbarer Nähe zu Flughäfen. Vom Pflücken der Blume bis zu ihrer Ankunft auf dem Flower Market dürften weniger als 48 Stunden verstrichen sein. Das ist auch deswegen notwendig, weil die Einfuhrbedingungen der EU bereits seit 1968 hohe Anforderungen an die Qualität von importierten Schnittblumen stellen.
Schädlingsfreiheit, Frische und die Freiheit von Wuchsfehlern sind die wichtigsten Kriterien, welche die Ein- und Ausfuhr von Blumen erst ermöglichen. Deswegen werden die Pflanzen innerhalb Südamerikas nicht nur gepflückt, sondern auch auf ihre Qualität untersucht und gegebenenfalls ausgemustert.
Vorteile südamerikanischer Blumen
Die schönsten Rosen in London dürften daher vermutlich aus den südamerikanischen Hochlandregionen stammen. Gerade Ecuador und Kolumbien verfügen diesbezüglich über hervorragende klimatische Bedingungen: Äquatorsonne, Hochlage und Andenklima sorgen nicht nur für kräftige und lange Stiele, sondern auch für aufsehenerregend große Blütenköpfe mit intensiven Farben.
Schnittblumen aus Ecuador und Kolumbien weisen dabei sogar eine wesentlich bessere Energiebilanz auf als in der EU produzierte Blumen. Grund dafür ist, dass in nördlicheren Regionen Gewächshäuser beheizt werden müssen, um Rosen und Co. ganzjährig anbieten zu können.
In Südamerika wachsen die Pflanzen hingegen unter Folien oder Gewächshäusern aus Plastik im Freien und sind selbst dann noch energieeffizienter, wenn der Flugzeugtransport in die Rechnung mit einfließt. Da immer häufiger Gewächshäuser eingesetzt werden, sinkt auch der Wasserverbrauch stetig.
Arbeitsbedingungen in der Kritik
Auch wenn die Bedeutung dieses wirtschaftlichen Zweiges für Ecuador und Kolumbien kaum zu unterschätzen ist, ist die Entwicklung seit den 70er Jahren nicht ausschließlich positiv zu sehen. Auf dem Flower Market werden sich auch viele Blumen finden, die unter fragwürdigen Arbeitsbedingungen hergestellt wurden.
Das Problem: Dumping-Löhne, Belastung mit Pestiziden durch mangelhafte Schutzkleidung und starke körperliche Belastung. Begünstigt wird dies dadurch, dass der Blumenhandel starken saisonalen Schwankungen unterliegt:
Kolumbiens Blumenindustrie erzielt in der Zeit um den Valentinstag 15 % ihres Umsatzes und auch zum Muttertag herrscht Hochkonjunktur. Versuche, dieses Problem durch Gesetzte zu mildern, sind nur teilweise erfolgreich verlaufen. Die Einführung des Mindestlohnes in Ecuador 2011 führt beispielsweise zu Entlassungen und einem erhöhten Arbeitsaufwand für die verbliebenen Mitarbeiter.
Nicht nur wer am Londoner Flower Markte Blumen kauft, sollte deswegen auf das Fairtrade-Siegel oder dem Aufdruck „Caring for Mankind and the Environment“ achten, da hier neben fairen Arbeitsbedingungen auch weniger Giftstoffbelastung garantiert werden.
Das Problem ist übrigens in Kolumbien noch wesentlich ausgeprägter als in Ecuador, was auch daran liegt, dass der Hauptabsatzmarkt hier die USA ist, dessen Bevölkerung für diese Thematik wesentlich weniger sensibilisiert ist.
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