Im Rahmen des Rechtsstreites zwischen den südamerikanischen Ländern Chile und Peru wird der Internationalen Gerichtshof in Den Haag (IGH) am Montag (27.) seine Entscheidung über die Rechtmäßigkeit der aktuellen Meeresgrenze zwischen den beiden Nachbarstaaten bekanntgeben. Das Urteil des Gerichtshofs ist rechtskräftig und muss von beiden Seiten akzeptiert werden. Bereits im Vorfeld gaben Präsident Ollanta Humala und sein chilenischer Amtskollege Sebastián Piñera bekannt, die Entscheidung anzuerkennen.
Den Haag entscheidet über den rechtmäßigen Anspruch auf rund 38.000 Quadratkilometer eines Meeresgebietes, welches sich zur Zeit in chilenischer Hand befindet. Bereits im Jahr 2008 ist Peru mit seiner Forderung an den IGH herangetreten und hatte die Annullierung der bestehenden Verträge und eine Verschiebung der Seegrenze zwischen den beiden Ländern gefordert.
Chile hat seit 1988 eine Reihe von Konfliktherden mit Argentinien und Peru abgebaut. Dies betrifft den Beagle-Kanal und die Grenzziehung am Fitz-Roy-Massiv. Seitdem der peruanische Kongress im Oktober 2005 maritime Gebiete Chiles in Frage stellt, kam er vermehrt zu starken Spannungen im Verhältnis beider Länder. Der letzte Grenzkrieg mit Peru um das Gebiet der Cordillera del Condor am Río Cenepa, entzündete sich 1995 an Streitigkeiten um die Auslegung des Vertrages von Rio de Janeiro (Ecuador musste 1942 im Vertrag die Hälfte seines verbliebenen Territoriums an Peru abgeben) und wurde offiziell erst 1999 durch einen nunmehr als ‚endgültig‘ bezeichneten Grenz- und Friedensvertrag beendet.
Update 27. Januar
Der IGH hat im Grenzstreit zwischen Chile und Peru teilweise zu Gunsten Limas entschieden, die Grenze muss zu Lasten Chiles neu berechnet werden. Das UN-Gericht gestand am Montag Peru einen Meeresteil im südlichen Pazifik zu, der bislang unter chilenischer Souveränität gestanden hatte. Das Ergebnis aus Den Haag wurde in der peruanischen Hauptstadt Lima auf öffentlichen Plätzen per Videobotschaft auf riesigen Bildschirmen übertragen, die Bevölkerung brach in Jubel aus.
Bei diesem Streit sind besonders die ergiebigen Fischgründe vor der Küste Südamerikas der Hauptgrund gewesen.
Was das „endgültig“ anbetrifft, so hat Bolivien Ende des 19. Jahrhunderts seinen Zugang zum Pazifik durch einen Krieg verloren mit anschließender vertraglicher Vereinbarung. Morales erhebt über 100 Jahre nach dieser kriegerischen Auseinandersetzung wiederum Anspruch auf dieses Gebiet.
Endgültig scheint für manche iberoamerikanischen Politiker ein Fremdwort zu sei, trotz vertraglicher Vereinbarung.
Venezuela ist da keine Ausnahme mit seinem Anspruch auf fast 2/3 des Staatsgebietes von Guayana (ehemaliges britisches).