Ab dem 14. Mai öffnet eine ganz besondere Kulturveranstaltung, initiiert vom Amsterdamer Hash Marihuana & Hemp Museum, im brasilianischen São Paulo ihre Pforten. In Zusammenarbeit mit Matilha Cultural, einem unabhängigen Kulturzentrum, das sich in der Innenstadt São Paulos befindet, entstand eine Ausstellung, die bis zum 4. Juli interessierten Besuchern die Geschichte von Cannabis in Lateinamerika dokumentarisch näherbringt. Sowohl thematisch als auch örtlich werden damit neue Wege beschritten. Denn erstmals findet eine Ausstellung über die Hanfpflanze auf lateinamerikanischem Boden statt. Es ist sogar das erste Mal überhaupt, dass eine Ausstellung zur lateinamerikanischen Historie des Gewächses organisiert wurde.
Inhaltlich geht es um die Cannabis Sativa Pflanzen und deren Verwendung in den vergangenen Jahrhunderten bis heute in Medizin, Industrie und Kultur. Ein letzter Themenschwerpunkt widmet sich dem Cannabisverbot. Gerade der letzte Punkt ist aktuell ein heißdiskutiertes Thema, denn allmählich lockert sich auch in Lateinamerika die politische Einstellung gegenüber der berauschenden Pflanze. Jüngstes Beispiel ist Uruguay, wo Cannabis mittlerweile ganz legal erhältlich ist. Seit Anfang Mai können die Gesetzesänderungen nun auch praktisch umgesetzt werden. Es sind besonders die südamerikanischen Länder wie Brasilien, Argentinien, Peru, Kolumbien und Venezuela, die schon in den vergangenen Jahren einen liberalen Umgang mit Cannabis pflegten und den Besitz kleinerer Mengen weitestgehend entkriminalisiert haben. Im mittelamerikanischen Raum hingegen vertritt man meist noch eine restriktive Politik, die den Konsum von Cannabis strafrechtlich verfolgt.
Die Ausstellung soll auch dazu beitragen, objektiv über die Pflanze und ihre traditionelle Nutzung gestern und heute aufzuklären und die Angst vor der Auswirkung ihres Gebrauchs minimieren. Das Hash Marihuana & Hemp Museum stiftet dazu historische und zeitgenössische Objekte aus seiner Sammlung, zusätzlich wird es Diskussionsveranstaltungen, Lesungen und Filmvorführungen geben. Mitinitiator Ben Dronkers, Gründer von Hemp Flax und Sensi Seeds, der größten europäischen Hanfsamenbank, und des Hash Marihuana & Hemp Museums, sieht in der Ausstellung die Chance, das erworbene Wissen und die erlangte Wertschätzung der Cannabispflanze auch in Lateinamerika verbreiten zu können.
Bisher sind die Anwendungsvielfalt und die lange zurückreichende Geschichte der Pflanze in Brasilien und den lateinamerikanischen Staaten noch weitestgehend unbekannt. Dronkers erhofft sich einen Bruch mit Tabus und eine Normalisierung der Drogendiskussion. Für die brasilianischen Veranstalter von Matilha Cultural geht es vor allem um eine Anregung zur Diskussion, wie der in Süd- und Mittelamerika vielerorts herrschende Drogenkrieg und die damit einhergehende Gewalt beendet werden können. Dazu müssen die Gesetze neu diskutiert und bewertet werden. Die Ausstellung soll dabei keine Werbung für den Cannabiskonsum darstellen, sondern vielmehr ein Signal setzen und die Aufklärung vorantreiben, damit eine friedliche Lösung in der aktuellen Drogenproblematik gefunden werden kann.
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