Obwohl Brasilien angeblich über gigantische Öl- und Gasreserven verfügt, wollen Energieversorger zumindest regional die fossilen Brennstoffe durch das umstrittene Fracking auf den Tiefen holen. Über 240 mögliche Förderstätten sind inzwischen landesweit festgelegt worden. Sie verteilen sich über die Bundesstaaten Acre, Tocantins, Alagoas, Sergipe, Piauí, Mato Grosso, Goiás, Bahia, Maranhão, Paraná sowie São Paulo und umfassen eine Fläche vom 168.350 Quadratkilometer.
In Paraná im Süden Brasiliens könnte eine Gesetzesinitiative die kontrovers diskutierte Ausbeutung allerdings erst einmal auf Eis legen. Die Politik in der Provinzhauptstadt Curitiba hat aufgrund der bekannten Risiken nun in einem ersten Schritt ein fünfjähriges Moratorium empfohlen. Die Verfassungs- und Justizkommission des Parlaments stimmte der vom Abgeordneten Rasca Rodrigues von den Grünen eingebrachten Gesetzesentwurf zu, der nun im Parlament beraten und beschlossen werden muss.
Bei der Versteigerung am 28. November 2013 durch die Nationale Erdölagentur hatten sich in dem Bundesstaat zwischen Atlantikküste und den weltbekannten Wasserfällen vom Iguaçu sechs Firmen entsprechende Konzessionen für 11 Förderstätten gesichert. Zudem bekam ein Konsortium von Petrobras (60%) und Cowan (40%) weitere fünf und Petrobras alleine zwei weitere Förderrechte zugeschlagen. Eine weitere Gesellschaft bestehend aus Copel (30%), Bayar (30%), Tucumann (10%) sowie Petra Energia (30%) ersteigerte die letzten vier „Blocos“ im Bundesstaat.
Damit sind rund 123 Städte und Gemeinden im Osten, Südosten und Nordosten des Bundesstaates direkt vom Fracking betroffen. Vielerorts wird nun Widerstand laut, immer häufiger demonstrieren die Menschen gegen die Fördertechnologie, deren Auswirkungen auf die Umwelt keineswegs in allen Details klar ist. Nach zahlreichen Studien gilt es heute jedoch durchaus als gesichert, dass die in die Erde gepumpten hochgiftigem Chemikalien ins Grundwasser gelangen können.
„Das Moratorium ist sehr wichtig. Wir brauchen mehr Zeit, um den Prozess zu verstehen und um zu entscheiden, ob wir das [Fracking] überhaupt wollen oder nicht“ stellte Rodrigues nach der Zustimmung durch die Kommission klar, betont jedoch, dass noch die Bestätigung des Parlament nötig ist. Er fürchtet durch Fracking vor allem eine zusätzliche Kontaminierung der Aquíferos Guarani, Bauru und Serra Geral. Die gigantischen unterirdischen Wasserspeicher erstrecken sich über weite Teile Brasiliens und reichen bis nach Argentinien, Paraguay und Uruguay. Sie sind heute schon durch die extensive Landwirtschaft in der Region mit Pestiziden belastet.
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