Auch wenn die Ökonomen glauben, dass nach Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft die Hotelpreise langsam wieder zurückgehen, schrecken die hohen Übernachtungskosten anscheinend noch immer viele Fans ab. Dies lässt sich unter anderem auch an den von der FIFA veröffentlichten Zahlen und den leeren Sitzreihen in den Stadien ablesen. So mancher Fan scheint erst gar nicht die Reise nach Brasilien angetreten zu haben, sei es aufgrund der Sicherheitslage, gesalzenen Flugpreisen oder exorbitant hohen Übernachtungskosten. Wer dennoch kam, schläft zur Not am Flughafen, Busbahnhof oder Strand.
Tatsächlich liess sich in den vergangenen Wochen ein leichter Rückgang bei den Zimmerpreisen feststellen. Viele Hotel- und Pousadabesitzer hatten sich in Hinblick auf die Nachfrage verkalkuliert, statt 90 Prozent Auslastung waren es kurz vor dem Auftaktmatch zwischen Brasilien und Kroatien am 12. Juni in São Paulo nur 60 bis 70 Prozent. Um doch noch die restlichen Kapazitäten an den Fußball-Fan zu bekommen, warb man auf den Hotelportalen mit augenscheinlich hohen Nachlässen. Faktisch waren die Zimmer statt dreimal nur noch doppelt so teuer.
Obwohl Brasilien im internationalen Vergleich auch sonst schon bei den Übernachtungskosten in der obersten Liga mitspielt, wurde für die Fußball-WM noch kräftig aufgeschlagen. Knapp 15.000 Euro musste man im Mai noch für das teuerste Zimmer bei der Fußball-WM berappen. Aber auch in Mittelklassehotels waren Preise um die 300 bis 500 Dollar pro Nacht keine Seltenheit. Selbst in Jugendherbergen und Hotels muss man in der Regel 100 Dollar berappen, und sich Zimmer und Bad mit bis zu 19 weiteren Personen teilen. Gerade bei den preiswertesten Unterkünften ist ein vier- bis fünffacher Preisanstieg aufgrund der gigantischen Nachfrage eher die Regel als die Ausnahme.
Fans schlafen am Strand oder Busbahnhof
Zahlreiche Fans konnten sich aber selbst das nicht mehr leisten. Durch Flug oder Bus, Stadionticket und Verpflegung schon arg geschröpft, suchten vor allem WM-Touristen aus südamerikanischen Ländern wie Argentinien, Kolumbien oder Chile nach günstigen Alternativen. Mancher ist sogar von Ecuador mit dem Fahrrad zur WM gekommen. Und so schlugen die Fans kurzerhand ihr Lager beispielsweise im Busbahnhof von Rio de Janeiro auf. Dort kann man sein Gepäck für 10 Reais (ca. 3,50 Euro) am Tag verstauen, die Dusche gibt es für 5 Reais (ca. 1,75 Euro). Und schlafen kann man dort zur Not auch noch auf einer Bank, in Hinblick auf die vielen WM-Besucher werden momentan alle Augen zugedrückt.
Aber auch der Copacabana kann man derzeit jeden Morgen bei Sonnenaufgang eingemummte Menschen beim Schlafen beobachten. Durch die Nähe zum rund um die Uhr bewachten Gelände des FIFA-Fanfestes ist es sogar einigermaßen sicher, zumal sich am weltberühmten Strand die ganze Nacht über feiernde Fans aufhalten. Auch hier überwiegen argentinische, kolumbianische und chilenische Schlachtenbummler. Manche davon sind mit Auto angereist und nutzen die lauen Nächte an der Guanabara-Bucht, andere wiederum haben ihre Kombis, Wohnmobile oder alten Omnibusse entlang der Avenida Atlântica zu rollenden Schlafzimmern umgebaut.
Manche davon wollen nun bis zum Finale am 13. Juli unter dem Zuckerhut bleiben, nur die wenigsten haben allerdings Karten für das Endspiel im Maracanã. Sie hoffen, sollte ihr Team das Endspiel erreichen, dass sie dann kurzfristig noch irgendwo auf dem Schwarzmarkt eine Karte auftreiben können. Auch dafür sparen sie die hohen Hotelkosten über mehrere Wochen. Aber selbst wenn sie die Partie nicht live im legendären Fußballtempel verfolgen können: gemeinsam mit anderen Fans können sie dann an der Copacabana den Sieg ihrer Mannschaft feiern.
Leider kein Kommentar vorhanden!