In einer großen internationalen Kooperation unter Beteiligung deutscher Wissenschaftler gelang es die versteckte genetische Vielfalt eines südamerikanischen Laubfrosches aufzudecken. Südamerika ist die artenreichste Region der Erde. Hier leben auch die meisten Froscharten und jedes Jahr werden viele neue Spezies entdeckt. Für eine Studie, die vor wenigen Tagten in der Zeitschrift PLoS ONE erschienen ist, sammelten 30 Wissenschaftler aus 11 Ländern in beispielloser Kooperation hunderte Proben eines kleinen Laubfrosches (Dendropsophus minutus) aus seinem riesigen Verbreitungsgebiet, das sich von der Karibikinsel Tobago und Venezuela im Norden über Französisch-Guyana, Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien, Paraguay und ganz Brasilien bis nach Argentinien im Süden erstreckt.
Bei der Analyse entdeckten sie eine enorme versteckte Vielfalt von 43 genetischen Linien, die bisher (fast alle) derselben Art zugerechnet wurden. Viele dieser Linien dürften aber neue Arten repräsentieren und deuten darauf hin, dass die tatsächliche Vielfalt Südamerikas noch größer ist als bisher angenommen. Außerdem fanden die Forscher mit Hilfe von Klimamodellen und modernen Methoden Hinweise auf lange Ausbreitungswege zwischen Amazonien im Westen und dem Atlantischen Regenwald im Südosten und bestätigten so eine über 50 Jahre alte Hypothese.
Marcelo Gehara von der Universidade Federal do Rio Grande do Norte in Brasilien und Erstautor der Studie betont: “Unsere Arbeit zeigt die Bedeutung von breiter internationaler Kooperation, besonders wenn es um Arten mit länderübergreifender Verbreitung geht. Wir brauchen aber noch mehr Daten um genauer zu verstehen, wie viele der genetischen Linien tatsächlich neue Arten darstellen“.
Jörn Köhler vom Hessischen Landesmuseum in Darmstadt ergänzt: “Neben den Ergebnissen bin ich besonders über die vereinten Anstrengungen so vieler Wissenschaftler erfreut. Ohne diese Autorenvielfalt sind solch umfassende Biodiversitätsstudien nicht machbar und deshalb gibt es davon auch so wenige“.
„Neue Arten findet man keineswegs nur in abgelegenen Urwäldern. Gerade in scheinbar weit verbreiteten Arten steckt oft eine unerwartete Vielfalt. Sie haben auch ein großes Potential, um biogeographische Prozesse zu erforschen und erlauben uns somit einen Blick in die Entstehungsgeschichte von Arten.“ erklärt Frank Glaw von der Zoologischen Staatssammlung in München.
„Die Studie ist auch wichtig für den Natur- und Artenschutz, denn viele der genetischen Linien dürften neue Arten darstellen, die zum Teil nur kleinräumig vorkommen und somit vom Aussterben bedroht sind.“ meint Martin Jansen vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum in Frankfurt.
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