Wissenschaftler des Senckenberg Forschungsinstitutes in Görlitz haben die Verbreitung der invasiven Mittelmeer-Ackerschnecke untersucht. Das Weichtier besiedelt bereits weite Teile Europas, Australiens sowie Nord- und Südamerikas. Erstmals wurde sie unter anderem in Mexiko, Costa Rica und Ecuador nachgewiesen. Die Art ist regional ein bedeutender Agrarschädling – scheint aber in extrem kalten oder heißen Gebieten an ihre Ausbreitungsgrenzen zu stoßen. In der vor Kurzem im Fachjournal „NeoBiota“ erschienenen Studie identifizieren die Senckenberger zudem potentielle weitere Einwanderungsländer für die Schneckenart.
Vermutlich mit Gemüselieferungen aus Italien kam sie im Jahr 1977 in Westdeutschland an, in den neuen Bundesländern wurde sie erstmals ein Jahr nach der Maueröffnung gesichtet: Die Mittelmeer-Ackerschnecke Deroceras invadens. Wie der Name schon vermuten lässt – invadere kommt aus dem lateinischen und bedeutet so viel wie „eindringen“ – besiedelt die Schnecke gerne neue Lebensräume.
„Mittlerweile begegnet man dieser Nacktschnecken-Art beinah weltweit“, erzählt Dr. Heike Reise, Konservatorin in der Sektion Malakologie am Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz und ergänzt: „Man findet sie meistens in Gärten oder unter herumliegendem Müll, aber auch in Gewächshäusern und in der freien Natur. Eingeschleppt werden sie beispielsweise über den Import von Gemüse, Gartenzubehör oder Fliesen.“
Ursprünglich stammt die Schnecke aus dem Mittelmeerraum. Der erste Einwanderungsnachweis stammt aus dem Jahr 1930 in Großbritannien und innerhalb von 10 Jahren besiedelte die Landschnecke dann Dänemark, Kalifornien, Australien und Neuseeland. „Heute findet man Deroceras invadens in weiten Teilen Europas, Australiens, Nord- und Südamerikas. Auch in Südafrika und auf mehreren Inseln, wie den Azoren, Madeira oder den Kanaren fühlen sich die Schnecken wohl“, erklärt Reise. Erstmals konnte das Wissenschaftlerteam in der von der Paul-Ungerer-Stiftung unterstützen Studie auch weitere Vorkommen nachweisen, beispielsweise in Mexiko, Costa Rica und Ecuador.
„Um Asien und Osteuropa machen die Schnecken bisher einen Bogen“, erzählt Hutchinson und ergänzt: „Wir vermuten, dass die kalten Winter in den östlichen Ländern und das trockene, heiße Klima in Zentralspanien oder Teilen Australiens, Afrikas und Asiens die Besiedlung der Schnecken erschwert.“ Unmöglich macht es sie aber nicht unbedingt: In Breslau hat eine Schneckenpopulation mehrere Winter mit Temperaturen von minus 22 Grad Celsius überlebt. In Nordamerika und Ägypten machen die Tiere sich die großen landwirtschaftlichen Bewässerungsanlagen zu nutze. „Diese vom Menschen angelegten Lebensräume bieten den Schnecken neue Wege zur Expansion in sonst für die Tiere unwirtliche Regionen und könnten eventuell als Korridore zur Besiedlung isoliert gelegener geeigneter Lebensräume dienen“, erklärt Reise.
Die Wissenschaftler aus Görlitz gehen davon aus, dass die kleinen Schnecken ihre Besiedlung weiterer Länder und Regionen fortsetzen werden. Ein Vergleich des Verbreitungsmusters mit Klimadaten erlaubt Prognosen über potentielle weitere Vorkommen. „Grundsätzlich kommen für die Tiere alle Gebiete mit einem gemäßigten Klima in Frage“, erklärt Hutchinson und gibt eine Empfehlung: „In großen Teilen Chinas und Japans, sowie der südlichen USA wäre es gut auf den potentiellen Einwanderer zu achten. In manchen Gebieten könnten ein frühes Erkennen und schnell eingeleitete Bekämpfungsmaßnahmen eventuell eine Etablierung der Schnecken verhindern.“
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