Brasilien und Uruguay: Zwei Schlüsselspieler für das Schicksal der lateinamerikanischen Linken

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Zwei Regierungen, die seit mehr als ein Jahrzehnt an der Macht sind, erleben einen deutlich spürbaren Rückgang ihrer Wählerschaft (Foto: Handout Internet)
Datum: 26. Oktober 2014
Uhrzeit: 12:44 Uhr
Leserecho: 1 Kommentar
Autor: Redaktion
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An diesem Sonntag (26.) finden in Lateinamerika Präsidentschaftswahlen statt. Die ganze Welt richtet ihre Augen darauf, was in Brasilien und Uruguay passiert. Unabhängig davon, wie die Ergebnisse nach dem Urnengang in beiden Ländern lauten, ist die Botschaft klar und eindeutig: Zwei Regierungen, die seit mehr als einem Jahrzehnt an der Macht sind, erleben einen deutlich spürbaren Rückgang ihrer Wählerschaft.

Nach einer angespannten Kampagne bleibt Dilma Rousseff Favoritin für die Stichwahl am Sonntag. Allerdings gibt es Umfragen, die einen Sieg für den Kandidaten der Sozialdemokratischen Partei Brasiliens, Aécio Neves, prognostizieren. Die letzten 18 Monate waren nicht leicht für Präsidentin Rousseff, die das Ziel von massiven und zahlreichen sozialen Protesten war. Sollte die Kandidatin der Arbeiterpartei (PT) am Sonntag ihre Wiederwahl feiern können, muss sie auf ihre Wählerschaft reagieren und sinnvolle Veränderungen in verschiedenen Bereichen wie Gesundheit, Verkehr und Wirtschaft durchführen.

Die Bevölkerung des größten Landes in Lateinamerika lässt sich nicht wie im Nachbarland Venezuela für dumm verkaufen und mit falschen Versprechungen hinhalten. Bei den größten Unruhen seit dem Ende der Militärdiktatur in den 1980er Jahren gingen Millionen auf die Straßen und protestierten gegen die Ausrichtung der Fußball-Weltmeisterschaft 2014, gegen Korruption (insbesondere in der Verwaltung), gegen soziale Missstände wie beispielsweise das marode Schulsystem, Erhöhung von Preisen im öffentlichen Nahverkehr und unrechtmäßige Polizeigewalt. Brasiliens Präsidentin Rousseff reagierte in einer landesweit übertragenen Fernsehansprache und kündigte einen „großen Pakt“ für ein besseres Brasilien an. Sie lobte die friedlichen Proteste und verurteilte die Gewalt einer Minderheit. Rousseff versprach, die Mängel im öffentlichen Dienstleistungssystem zu beseitigen. Es solle ein Plan zur Verbesserung des öffentlichen Transportwesens entwickelt, mehr Geld aus den Öleinnahmen in die Bildung investiert und Ärzte aus dem Ausland nach Brasilien geholt werden. Was Rousseff bisher allerdings von ihren Versprechungen verwirklicht hat, ist nicht genug. Sollte sie die Wahl gewinnen, wird ihr nur eine kurze Verschnaufpause bleiben – alle Augen sind auf sie gerichtet.

Auch im kleinsten spanischsprachigen Land Südamerikas muss das linke Parteienbündnis von Präsident José Mujica bangen. Rund 2,6 Millionen Wahlberechtigte stehen bei den Parlaments- und Präsidentenwahlen in Uruguay an diesem Sonntag auch vor der Entscheidung zwischen zwei Generationen. Während der 74-jährige Ex-Präsident Tabaré Vázquez wieder für das höchste Amt im Lande kandidiert, hat der 41 Jahre alte Herausforderer Luis Lacalle Pou gerade erst mit seinem Gipfelsturm begonnen.

Nicholas Albertoni, Spezialist für internationale Integration, unterstreicht die Notwendigkeit der Regierungen zu erkennen, dass niemand Besitzer der Macht ist. „Abwechslung ist gesund, das Festklammern an der Macht ist kontraproduktiv. Die Region braucht Veränderungen“, so Albertoni aus Uruguay. Allerdings macht er eine Unterscheidung zwischen „gemäßigten und radikalen Linken“ und verweist dabei auf die Länder Venezuela und Argentinien. „Transparenz ist unabdingbar. Das beste Beispiel dafür ist Venezuela, wo die Regierung die Presse/und Meinungsfreiheit stark eingeschränkt hat“.

Albertoni lässt keinen Zweifel: „Es ist ein historischer Moment für Lateinamerika. Nach den Diktaturen ist nun der interessanteste Moment der lateinamerikanischen Politik im Sinne anstehender Machtwechsel gekommen“.

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  1. 1
    Martin Bauer

    „Die Bevölkerung des größten Landes in Lateinamerika lässt sich nicht wie im Nachbarland Venezuela für dumm verkaufen und mit falschen Versprechungen hinhalten.“ – Was soll denn dieser Spruch…? Ich kenne beide Länder und Völker einigermassen gut und kann nicht erkennen, dass die Brasilianer den Venezolanern an politischer Reife voraus sind. Vielmehr galt Venezuela zu Zeiten als Musterdemokratie , wo Braslien noch für Jahrzehnte eine Militärdiktatur übelster Sorte war, mit Todesschwadronen, willkürlichen Verhaftungen und Folter. Da hat auch niemand behauptet, die Brasilianer liessen sich als dumm verkaufen. Ich wünsche dem brasilianischen Volk nicht, dass seine Regierung es schleichend an eine ausländische kommunistische Macht verkauft und es erneut mit militärischer Gewalt und durch gedungene Mördern seiner jungen Demokratie beraubt wird, die noch immer sehr anfällig gegen Kinderkrankheiten ist (ein übler Bazillus wurde ja heute wiedergewählt). Aus einer kommunistischen Diktatur, wie sie sich inzwischen in Venezuela festgesetzt hat, konnte sich noch niemals ein Volk aus eigener Kraft befreien. Rechten Diktaturen dagegen setzen eine ganze Reihe von Völkern selbständig ein Ende.

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