Reporter ohne Grenzen (ROG) zeichnet die mexikanische Reporterin Sanjuana Martinez als Journalistin des Jahres 2014 aus „Trotz Drangsalierungen und Todesdrohungen lässt sich Martinez nicht davon abbringen, Themen wie den sexuellen Missbrauch von Frauen und Kindern oder Details über den illegalen Drogenhandel in Mexiko ans Licht zu bringen“, sagt ROG-Geschäftsführer Christian Mihr in Berlin. „Sie ist beispielhaft für all jene Journalisten, die sich trotz massiver Repressionen nicht einschüchtern lassen.“ Als Medium des Jahres würdigt ROG die Tageszeitung Frontpage Africa aus Liberia. Der 32-Jährige Informationsaktivist Raef Badawi aus Saudi-Arabien wird als Netizen des Jahres ausgezeichnet.
Die Mexikanerin Sanjuana Martinez berichtet seit Jahren als freiberufliche Journalistin für die Tageszeitung La Jornada über sexuelle Übergriffe auf Frauen und Kinder. Nach der Veröffentlichung eines Buches im Jahr 2006, das mehrere Fälle sexuellen Missbrauchs durch katholische Priester aufdeckte, erhielt sie zahlreiche Todesdrohungen. 2012 wurde sie für 24 Stunden unrechtmäßig festgehalten, eine Anordnung, die offenbar ein Racheakt des zuständigen Richters war. Martinez hatte den Richter zuvor wiederholt kritisiert, weil er 2008 eine Razzia bei einer Nichtregierungsorganisation angeordnet hatte, die sich für Frauenrechte einsetzte.
Die 51-Jährige schreibt seit mehr als 18 Jahren auch für das einflussreiche, auf gesellschaftspolitische Hintergrundberichte spezialisierte Magazin Proceso. Neben ihren journalistischen Artikeln hat sie mehrere Bücher verfasst, etwa über die Verwicklungen der katholischen Kirche in Sex-Skandale oder über die Auswanderung mexikanischer Bürger in die USA. In ihrer Heimat hat Martinez zahlreiche Journalistenpreise gewonnen, das US-Magazin Forbes bezeichnete sie 2013 als eine der 50 einflussreichsten Frauen in Mexiko.
Mexiko ist das gefährlichste Land in Amerika, seit dem Jahr 2000 wurden dort rund 90 Medienschaffende im Zusammenhang mit ihrer Arbeit getötet. Viele Medien meiden heikle Themen, Selbstzensur ist alltäglich. Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Mexiko auf Platz 152 von 180 Ländern.
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