Um rund ein Prozent haben die großen Fluggesellschaften der Welt ihre CO2- Emissionen in einem Jahr verringert – gerechnet pro Passagier und Kilometer. Zugleich stiegen jedoch die gesamten Emissionen der Luftverkehrsindustrie erneut aufgrund des gestiegenen Flugverkehrs um etwa drei Prozent. Der Flugverkehr – Passagiere und Kilometer – wuchs um knapp fünf Prozent an. Dies geht aus dem neuen atmosfair Airline Index (AAI) 2014 hervor, der am Montag (10.) in Berlin vorgestellt wurde.
Der Index vergleicht dabei die Treibhausgasemissionen der 193 größten Fluggesellschaften weltweit und bewertet deren CO2-Effizienz. Insgesamt bildet der AAI mit gut 31.2 Millionen Flügen rund um den Globus etwa 92% des weltweiten Luftverkehrs ab. Die aktuellen Berechnungen beruhen auf den jüngsten verfügbaren Daten der weltweiten Flugverkehrsbranche von 2012. Mit ihren Emissionen liegt die Luftverkehrswirtschaft nach wie vor im Trend der weltweiten CO2-Wachstumsraten von jährlich etwa 3% und ist damit weit entfernt von einem Entwicklungsweg, der die globale Erwärmung auf maximal 2 Grad Celsius beschränkt.
Neue Flugzeugtypen steigern Effizienz der Flotten, deutsche Airlines vorne mit dabei
Die steigende Effizienz der Airlines ist, das zeigen die Berechnungen des AAI, zum Großteil auf den Ersatz älterer Flugzeugmodelle wie der Boeing 747 durch die Boeing 777 oder den Airbus 330 zurückzuführen. Hinzu kommt auch ein verstärkter Einsatz der hocheffizienten Boeing 787. Positiv wirken sich weiter die Nachrüstung mit aerodynamischen Flügelspitzen (Winglets) und die insgesamt leicht verbesserte Auslastung der Flugzeuge aus.
15 der 193 von atmosfair getesteten weltweit größten Fluggesellschaften flogen in die Effizienzklasse B, das ist eine Gesellschaft mehr als im Jahr davor. Die beste Effizienzklasse A erreicht nach wie vor keine Airline.
Unter den deutschen Fluggesellschaften schneidet der Ferienflieger Tuifly mit Platz 2 im Welt-Ranking und in der Effizienzklasse B am besten ab. Es folgen die Linienfluggesellschaft AirBerlin (Weltranking Platz 17, Klasse C) und Condor (Weltranking Platz 22, Klasse C).
International führte unter den großen Linienfluggesellschaften Okay Airways aus China das Ranking mit moderner Flotte und hohen Auslastungen (Platz 6, Klasse B) knapp vor der kanadischen Air Transat(Platz 7, Klasse C) sowie TAM Linhas Aèreas aus Brasilien (Platz 8, Klasse C) an. Diese Fluggesellschaften sind damit die jeweils besten großen Linienfluggesellschaften in Asien sowie in Nord- und Südamerika. Innerhalb von Europa führt in dieser Kategorie Meridiana fly aus Italien (Platz 11, Klasse C) vor der niederländischen KLM (Platz 12, Klasse C), gefolgt von Air Berlin.
„Es zeigt sich, dass Klimaeffizienz keine Frage des Herkunftslandes ist“, erklärt atmosfair Geschäftsführer Dr. Dietrich Brockhagen. „Wer eine moderne Flotte gut an den Flugplan anpassen kann und Technik ideal mit dem Betrieb verbindet, erreicht gute Werte, egal ob in Europa, Asien oder Südamerika.“
Die Lufthansa konnte ihre Effizienz verbessern. Grund ist eine modernisierte Flotte, bei der die Fluggesellschaft in der Langstrecke vermehrt auf den Airbus 380 und die Boeing 747-8i statt der älteren Boeing 747 setzte sowie auf der Kurz- und Mittelstrecke auf Flieger aus der Airbus 320-Familie statt der bisherigen Boeing 737-300/500-Typen. Parallel dazu blieben aber die Auslastungsgrade bei Passagieren und Beiladefracht nahezu gleich. Relativ zur Konkurrenz verlor die Lufthansa so trotz verbesserter Effizienz leicht und landet in der Gesamtwertung auf Platz 72 (Effizienzklasse D).
Die Unterschiede zwischen den Fluggesellschaften können erheblich sein. „Der Treibstoffverbrauch pro Passagier und Kilometer kann auf derselben Strecke bei einer Fluggesellschaft mehr als doppelt so hoch liegen wie derjenige einer anderen“, so Brockhagen. Die besten Werte erreichen Fluggesellschaften, die modernes Fluggerät einsetzen, das gut auf die Streckenlänge passt, viele Sitze darin unterbringen und dann sowohl Sitze als auch Frachtraum gut auslasten.
Billigflieger werden im AAI in einer eigenen Klasse gewertet, da sie unter anderem häufig von Subventionen profitieren und diese über künstlich niedrige Ticketpreise in Flugkilometer und damit CO2-Emissionen umsetzen, die sonst nicht entstanden wären. Die besten Billigflieger sind auch in der Effizienzklasse B mit dabei, während der größte Teil in Effizienzklasse C, einige sich aber auch in D wiederfinden.
Aufbau und Methode
Im Atmosfair Airline Index (AAI) kann jede Fluggesellschaft 0 und 100 Effizienzpunkte erhalten, getrennt nach Kurz-, Mittel- und Langstrecke. So kann jeder Fluggast vor einem Flug die Fluggesellschaften vergleichen, die Flüge zu seinem Ziel anbieten und sich für diejenige entscheiden, die am wenigsten CO2produziert. Dies ist vor allem für Unternehmen mit vielen Geschäftsreisen interessant, die im besten Fall durch den Wechsel der Fluggesellschaft nicht nur CO2 sondern auch Ticketkosten sparen können.
Der Index basiert auf dem CO2-Ausstoß einer Fluggesellschaft pro Kilometer und Passagier auf einer geflogenen Strecke. Den CO2-Ausstoß berechnet der Index für alle beflogenen Strecken über den Flugzeugtyp, die Triebwerke, die Verwendung von Winglets (aerodynamische Flügelspitzen), die Sitz- und Frachtkapazität sowie deren Auslastungen auf jedem einzelnen Flug. Datenquellen sind ausschließlich internationaler Organisationen wie ICAO oder IATA und eine Reihe spezialisierter Datendienste der Luftfahrtbranche, sowie Computermodelle von Flugzeugingenieuren. Das Ursprungsjahr der Daten für den aktuellen Index 2014 ist 2012.
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