Der peruanische Schriftsteller Mario Vargas Llosa (78) hat der spanischen Tageszeitung „El Pais“ vor rund einer Woche ein Interview gewährt und dabei die edle Tradition des Harakiri mit der Situation in einigen Ländern Lateinamerikas verglichen. Der Träger des Nobelpreises für Literatur (2010) bezeichnete auch die Wahl der linken Syriza-Partei als „Harakiri“ für Griechenland und zog dabei Parallelen zwischen dem Mittelmeeranrainerstaat unter der neuen Regierung und Hitler-Deutschland, Italien unter Mussolini, sowie den Regimen in Venezuela und Argentinien.
Harakiri bezeichnet eine ritualisierte Art des männlichen Suizids, die etwa ab der Mitte des 12. Jahrhunderts in Japan innerhalb der Schicht der Samurai verbreitet war und 1868 offiziell verboten wurde. Ein Mann, der wegen einer Pflichtverletzung sein Gesicht verloren hatte, konnte dadurch die Ehre seiner Familie wiederherstellen. Weitere Gründe für Harakiri waren unter anderem die Bestrafung für einen Gesetzesverstoß.
Lateinamerika ist nach Ansicht von Llosa reich an solch tragischen Beispielen. Das bemerkenswerteste ist demnach, dass Argentiniens vor einem dreiviertel Jahrhundert noch ein Erste Welt-Land war – wohlhabend, gebildet, offen, mit einem beispielhaften Bildungssystem. Inzwischen wurde es Opfer des peronistischen Fiebers und wurde ruiniert. „Hoffentlich gewähren die Götter dem Land eines Tages die Chance, dass wieder Vernunft und Klarheit einkehrt“, so Llosa.
Als ein weiteres Wahrzeichen für politischen Harakiri bezeichnete er Venezuela. Das Regime von Hugo Chávez habe das Land, in dem zuvor echte Demokratie mit einer freien Presse, ungefälschten Wahlen sowie verschiedene politische Parteien herrschten, leider zu einem Land voller Korruption und Verschwendung gemacht. „Das Böse ist weit fortgeschritten in diesem Land“. Nach seiner Meinung haben die Venezolaner einem messianischen Führer vertraut und bis zu acht Mal bei Wahlen die Gelegenheit verpasst, ihren Fehler zu ändern und nicht immer wieder für ein Regime zu stimmen, dass sie inzwischen an den Abgrund geführt hat. „Heute zahlen sie einen hohen Preis für ihre Blindheit. Die Diktatur in Venezuela ist eine erstickende Wirklichkeit: geschlossene Fernsehsender Radiostationen und Zeitungen, hoffnungslos überfüllte Gefängnisse und inhaftierte Dissidenten, schwindelerregende Korruption und Inflation und selbst die Justiz und der Nationale Wahlrat sind Diener des Regimes. Zwar gibt es inzwischen eine deutliche Mehrheit der Venezolaner, die in die Freiheit zurückkehren möchten. Dies wird jedoch nicht einfach sein: die Regierung Maduros hat gezeigt – obwohl absolut unfähig in allem – wie man Wahlen manipuliert, Gegner einsperrt, foltert und tötet“.
Einer der ausspricht was eigentlich jedermann sehen sollte, so ist es. Kann in jedem Punkt nur zustimmen.