Sie liebt Tiere, wollte ihnen helfen und gleichzeitig eine neue Kultur kennenlernen. Joanna entschied sich für Freiwilligenarbeit in einem Schildkröten-Schutzprojekt in Costa Rica. Die 21-jährige aus Gnarrenburg verbrachte 6 Wochen in dem lateinamerikanischen Land. Fragt man Joanna nach ihren Gründen für Costa Rica, braucht sie nicht lange zu überlegen. „Mich interessierten besonders der Regenwald und die klimatischen Verhältnisse in Äquatornähe. Von den Ländern, die zur Auswahl standen, sprach mich dieses am meisten an. Vorher habe ich mich viel über Costa Rica informiert und war überrascht, wie fortschrittlich das Land hinsichtlich des Naturschutzes ist. Darüber hinaus hatte ich noch einen Bekannten, der in Costa Rica beruflich tätig war und auch er konnte nur positiv über die Menschen, das Klima und die Natur berichten“, erinnert sie sich. Ihr Wunschprojekt fand sie im Internet mit Hilfe von www.VoluNation.com. „Viele meiner Freunde waren schon in Amerika, Australien und Südafrika. Ich wollte mal etwas ganz anderes wagen und auch eine neue Sprache ausprobieren. Somit war ich sehr gespannt auf die neuen Kulturen, ob mein selbst beigebrachtes Spanisch ausreichen würde und natürlich die faszinierende Tier- und Pflanzenwelt“, erzählt Joanna von ihrer Hauptmotivation. Ihr Schildkrötenprojekt befand sich in einem Nationalpark abseits der größeren Städte. Im Frühjahr ist dort die Brutzeit der gefährdeten Lederrücken-Schildkröten.
„Meine Aufgabe war es, zu patrouillieren und beim Lokalisieren der Eier zu helfen. Arbeiten musste ich immer von 20 – 24 Uhr oder von 24 – 4 Uhr, wenn zu dieser Zeit die Wetterverhältnisse besser waren. Dann sind wir am Strand entlanggelaufen und haben nach Schildkröten Ausschau gehalten. Während des Gehens oder der Pausen haben unsere Begleitpersonen über Schildkröten, Costa Rica oder ihr Leben erzählt. Wenn wir eine Schildkröte entdeckt haben, mussten wir vorsichtig an sie herangehen und abwarten, bis sie das Loch für ihre Eier gebuddelt hat. Manchmal konnte man sie dabei unterstützen. Als es soweit war, dass sie die Eier legt, haben wir eine Tüte unter ihr Hinterteil gehalten, um die Eier aufzufangen. Im Anschluss haben wir ein neues Loch an einer geeigneteren Stelle gebuddelt, die Eier dort untergebracht und getarnt. Wir haben selten Licht am Strand benutzt, nur an Stellen, wo wir mit der Schildkröte gearbeitet haben oder der Strand schwierig zu passieren war. Wichtig ist, rotes Licht zu verwenden, weil das weniger grell für die Schildkröten sein soll.“ Auch tagsüber hatte sie die Möglichkeit, etwas für die Umwelt zu tun. Sie räumte den Strand auf oder begleitete einen der Projektleiter, wenn er auf einer Kakao- oder Passionsfrucht-Plantage tätig war. „So haben wir noch mehr über die Natur und die lokalen Leute gelernt“, berichtet sie. „Auf der Plantage habe ich tatkräftig mitgeholfen die Pflanzen zu schneiden, die Schädlinge zu bekämpfen, natürlich alles auf umweltfreundlicher Basis, und die Blüten zu bestäuben.“
Zu den schönsten Erlebnissen zählte für sie, echte Lederrücken-Schildkröten zu sehen. „Diese Tiere sind so groß und stark, dass man es wirklich nur begreift, wenn man sie selbst gesehen hat. Man bekommt viel Respekt vor diesen alten Wesen und, wenn sie einem am Strand sehr schwerfällig vorkommen, kann man erahnen, wie schnell sie im Wasser sind. Dazu dann auch noch eine Baby-Schildkröte in der Hand halten zu dürfen, die im Gegensatz zu den ausgewachsenen Tieren noch so klein ist, war schon sehr beeindruckend.“
Neben der Arbeit – Zeit für Land und Leute
Natürlich blieb in der Freizeit und an den Wochenenden genügend Zeit, gemeinsam mit anderen Freiwilligen von VoluNation das Land zu erkunden. „Einmal war ich schnorcheln. Ich habe das mit einer anderen Freiwilligen an unserem freien Tag gebucht und wir sind mit dem Bus dort hingefahren. Bevor es mit dem Schnorcheln losging, sind wir noch zwei Stunden durch den Nationalpark gelaufen und uns wurde viel über die Geschichte von Costa Rica und die Tiere erklärt. Wir haben Affen und Faultiere gesehen, wobei die Affen sogar sehr nah rangekommen sind. Beim Schnorcheln hatten wir einen Tauchlehrer, der Deutsch konnte, und alles super erklärt hat. Wir konnten viele Fische und sogar einen Hai sehen. An einer weiteren Stelle gab es dann Korallen zu sehen.“
Joanna sagt, dass sie viel über die Sprache und besonders die Unterschiede zwischen dem südamerikanischen und spanischen Spanisch gelernt hat. „Toll waren auch die Gastfreundlichkeit und die Art, einfach das Leben zu leben und entspannter zu sehen. Zudem durfte ich wirklich mal in der Wildnis leben, in der man morgens vom Affengebrüll geweckt wird und immer Tiere um einen herum sind. Man setzt Prioritäten anders und versucht, jeden Tag zu genießen und ihn nicht durch Schminken oder das Spielen mit dem Handy zu vergeuden. Auch das Essen war einfach frischer und zum Großteil direkt aus der Natur, was einen zum Nachdenken darüber bringt, was man zu Hause so zu sich nimmt. Ich durfte sehr viele verschiedene Früchte selber ernten und ausprobieren. Eine selbstgemachte Trinkschokolade schmeckt einfach viel besser, wenn man weiß, wie viel Arbeit da wirklich hinter steckt. Mir wurden viele Tiere und Pflanzen erklärt, die ich jetzt schon gar nicht mehr alle aufzählen kann und wenn ich eines Tages doch mal im Urwald verloren gehen sollte, könnte ich jetzt vielleicht ein paar Tage überleben. Ich denke, ich weiß die Natur und die
Tierwelt jetzt noch mehr zu schätzen und ein normaler Hotelurlaub wird mir ab jetzt zu langweilig vorkommen.“
Bemerkenswert fand sie, dass die Menschen in Costa Rica weniger haben als in Deutschland, aber einfach viel glücklicher und zufriedener wirken. „Sie teilen gerne und leben im Einklang mit der Natur. In den Städten sollen die Menschen zwar anders sein, aber da, wo ich war, kann ich das auf jeden Fall über die Menschen sagen. Die Menschen leben dort auch mehr in den Tag hinein. Sie haben zwar viel Arbeit und viele arbeiten noch im landwirtschaftlichen Bereich, aber sie sind nicht so gehetzt dabei. Sie erledigen alles den Tag über und nehmen sich immer Zeit für eine Pause. Dadurch haben sie zwar nie einen festen Feierabend, aber sind auch nicht so gestresst wie viele in Deutschland.“
Ihre Familie und Freunde hat sie sehr vermisst, meint Joanna. Dennoch fiel ihr der Abschied am Ende schwer. „Am Flughafen habe ich dann schon gemerkt, wie sehr ich alles vermisse, weil es einfach ein total anderes Leben war. Ich habe immer noch Kontakt zu den Leuten aus dem Projekt und auch zu ein paar Freiwilligen, die mit mir da waren. Wahrscheinlich werde ich wieder hinfahren, um Urlaub zu machen und, wenn es möglich ist, die Leute dort besuchen. Zurück in Deutschland hat mich dann der Alltag sehr schnell wieder eingeholt, also kann ich definitiv sagen: Ich will zurück.“
Über VoluNation
VoluNation ist Spezialist für weltweite Freiwilligenarbeit. Neben einem umfassenden Beratungsangebot bietet VoluNation kurzfristig buchbare Freiwilligenprojekte in mehreren Staaten Afrikas, Asiens und Südamerikas an.
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