Die UNESCO hat zwanzig neue Gebiete auf allen Kontinenten als Biosphärenreservate anerkannt. Damit steigt die Gesamtzahl der Biosphärenreservate auf 651 in 120 Staaten. Diese Modellregionen für nachhaltige Entwicklung repräsentieren die breite Vielfalt an Ökosystemen und Kulturlandschaften weltweit. In Lateinamerika hat die selbstständige Sonderorganisation der Vereinten Nationen zwei neue Biosphärenreservate anerkannt. Ein Biosphärenreservat ist eine von der UNESCO initiierte Modellregion, in der nachhaltige Entwicklung in ökologischer, ökonomischer und sozialer Hinsicht exemplarisch verwirklicht werden soll (Weltnetz der Biosphärenreservate). Das Programm Der Mensch und die Biosphäre (Man and the Biosphere Programme, MAB-Programm) sorgt für ihre Weiterentwicklung, evaluiert und vernetzt sie weltweit und erforscht im globalen Maßstab die wichtigsten Ökosysteme.
Im südamerikanischen Staat Argentinien erstreckt sich das Biosphärenreservat Patagonia Azul über 3.000 Quadratkilometer im Süden des Landes und umfasst den Küstenabschnitt der Provinz Chubut, der die höchste biologische Vielfalt in Argentinien aufweist. Auf den mehr als 50 Inseln und teils unzugänglichen Gebieten hat sich eine einzigartige zum Teil unberührte Naturlandschaft entwickelt. Das Gebiet schließt wichtige Brut- und Futterstellen für Zugvögel und Säugetiere ein. Unter anderem lebt hier die größte Magellan-Pinguinkolonie, die mehr als 40 Prozent der weltweiten Population ausmacht. Das Biosphärenreservat repräsentiert verschiedene Landschaftsformen, wie die patagonische Steppe. Von besonderem archäologischen und paläontologischen Wert ist zum Beispiel ein versteinerter Wald. In der dünn besiedelten Region leben nur 1.680 Bewohner dauerhaft, zu bestimmten Jahreszeiten weitere 1.842 Einwohner. Diese nutzen das Gebiet überwiegend zur Schafzucht und zur Wollproduktion. Im Süden des Biosphärenreservats wird seit dem 19. Jahrhundert die bekannte, qualitativ hochwertige Wolle ‘Lana Camarones’ hergestellt. Die Nähe zu zwei anderen Biosphärenreservaten in der Provinz Chubut bietet die Möglichkeit der engen Zusammenarbeit und des gegenseitigen Austauschs mit daraus resultierende Lern- und Synergieeffekten.
Im zentralamerikanischen Land Honduras wurde die Region Cacique Lempira, Señor de las Montañas, zum Biosphärenreservat erklärt. Das Gebiet im Westen des Landes erstreckt sich über eine Fläche von 17.000 Quadratkilometern, verfügt über eine hohe Vielfalt an Baumarten, sowohl Nadelbäumen sowie Eichen, und beherbergt viele andere bedrohte und endemische Arten. Die Region ist ein wichtiger Zwischenhalt für Zugvögel. Auch der Nationalpark Celaque Mountain mit seinem Nebelwald und der höchste Berg Honduras, der Cerro Las Minas, sind Teil des Biosphärenreservats. Das Gebiet hat 150.000 Einwohner und wird überwiegend von der ethnischen Gruppe der Lenca bewohnt, die hier traditionelle Landwirtschaft betreiben und vor allem Mais, Bohnen und Kaffee anbauen. Vor allem in der Stadt Lempira gewinnt der Tourismus zunehmend an Bedeutung. Der Managementplan des Biosphärenreservats beinhaltet unter anderem eine Strategie für die Entwicklung der lokalen Verwaltungsstrukturen und Pläne zur Eindämmung von Umweltrisiken.
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