Seit 1980 sind im südamerikanischen Staat Brasilien über eine Million Menschen umgebracht worden. Allein 2010 waren es annähernd 50.000 Morde – 137 am Tag und vier in der Stunde. Aktuelle Statistiken ((Fórum Brasileiro de Segurança Pública)) belegen, dass im größten Land Lateinamerikas im vergangenen Jahr 53.646 Menschen einen gewaltsamen Tod gestorben sind. Von den über 50.000 jährlichen Tötungsdelikten handelt es sich in 30.000 Fällen um junge Menschen zwischen 15 und 29 Jahren. Laut Daten der Organisation „SaferNet Brasil“ beträgt der Anstieg von Gewaltverbrechen zwischen den Jahren 2013-2014 über 300%. Besonders dramatisch und gleichzeitig ein klarer Beweis für das Versagen der Regierung, ist die brasilianische Bundeshauptstadt São Luís (Maranhão). Die hohe Rate der registrierten Morde (1.000) hat in der Hauptstadt ein Klima der Unsicherheit bei der Bevölkerung geschaffen und führt dazu, dass die Bevölkerung immer öfter zur Selbstjustiz greift. Nachdem sich in den vergangenen Wochen die Überfälle auf öffentliche Busse häuften und Passagiere zwei Räuber erschossen, hat sich nun ein weiterer grausamer Fall von Selbstjustiz ereignet.
Am frühen Montagnachmittag (6.) überfiel der 29-jährige Cledenilson Pereira da Silva zusammen mit seinem 16-jährigen Komplizen eine Bar im Stadtteil Jardim São Cristóvão. Obwohl die Räuber bewaffnet waren, stürzten sich einige der Stammgäste auf die Männer und prügelten sie wie Tiere zusammen. Cledenilson wurde nackt ausgezogen, an einen Strommasten gebunden und tot geschlagen. Sein Komplize wurde gefesselt, blieb vom Martyrium verschont. Die Bevölkerung hält zusammen, die Polizei hat auch zwei Tage nach dem Lynchmord keinerlei Hinweise auf die Täter.
Update 9. Juli
In Rio de Janeiro und São Luís haben sich am Donnerstagmorgen (Ortszeit) zwei weitere Fälle von Lynchjustiz ereignet. In beiden Städten hatten die Opfer Raubüberfälle verübt und wurden von aufgebrachten Bürgern halb tot geschlagen. Die Anwesenheit von Polizei verhinderte Schlimmeres. In sozialen Netzwerken (Twitter/Facebook) wird der Mob für seine Taten gelobt, eine Aufstellung von Bürgerwehren wird gefordert.
„und prügelten sie wie Tiere zusammen.“
man hat sich gewehrt. Diese krimminellen Objekte hätten sicher auch nicht gezögert Jemanden zu erschiesen. So lernen vielleicht potenzielle Räuber dass es vielleicht besser ist die Leute in Ruhe zu lassen.
Ja, das ist die erste, intuitive Reaktion.
Aber so einfach isses nicht – das führt zu Anarchie, und die zum Recht des Stärkeren. Und das wird am Ende kaum der brave Mittelstandsbürger sein…..
Sollten Sie also nicht zufällig schwer bewaffneter Ex-Soldat oder Gangster sein, kann es nicht in Ihrem Interesse sein, wenn das Beispiel Schule macht. Das Gewaltmonopol sollte beim Staat gut aufgehoben sein – wobei der Staat dann natürlich auch für Sicherheit zu sorgen hat.
„wobei der Staat dann natürlich auch für Sicherheit zu sorgen hat.“
Wenn der Staat, also die Polizei, gar nicht kommt, oder erst dann aufkreuzt wenn alles vorbei ist weil sie Schiss haben, und wenn sie dann nichts ermittelt weil sie zu faul sind kann ich gut verstehen wenn die Leute die Sache selber in die Hand nehmen.
Ich kenne mehrere Fälle wo die „Eigeninitiative“ zum Erfolg geführt hat.
Oh, ich kann das auch sehr gut verstehen. Ich bin Papa, und würde jemand einem meiner Kinder ein Haar krümmen……
Nur gutheissen kann ich es trotzdem nicht. Ich möchte nicht in einer Anarchie leben….
Jemanden aus Wut zu massakrieren, ist barbarisch. Doch das Recht auf Selbstschutz geht über alles, gerade dann, wenn die staatlichen Organe total versagen. Man darf vor allem nicht vergessen, dass ein gedemütigter Räuber, der überlebt, hochwahrscheinlich mit Freunden und Komplizen zurück kommt, um Rache zu üben. Leben lassen darf man ihn nur, wenn sichergestellt ist, dass er niemanden indentifizieren konnte und auch keinem folgen kann. Dabei muss man, im eigenen Interesse, in Zweifel zu Ungunsten des Kriminellen entscheiden und handeln.
Wenn Sie von Vzla sprechen, gibt es noch einen Grund, keinen leben zu lassen:
Der wird mit der Guardia zurückkommen, nachdem er seine Waffen weggeworfen (versteckt) hat, und behaupten, Sie (schiesswütiger Gringo) hätten ihn bewaffnet angegriffen, und wenn die Guardia die Waffe tatsächlich findet, sitzen Sie im Knast und der Polizist teilt sich mit dem Gangster den Erlös ihrer Glock……so geschehen in 2010 in Porlamar. (Nur Stunden später gab es auf seiner Yacht keinen Wertgegenstand mehr, der nicht angeschweisst war)
Trotzdem finde ich Gewalt nur zur Selbstverteidigung, also bei einem unmittelbar in Gang befindlichen Angriff, in Ordnung. Selbstverteidigung, nicht Lynchjustiz……
slds
dd
Ich hatte mal einen Fall, da lief ein Oberst der Armee Amok, zum Glück unbewaffnet, doch er wurde wirklich zur Gefahr. Ich, ebenfalls unbewaffnet, liess ihn lebend zurück, da er ja eigentlich nichts Böses wollte, aber in recht demolierten Zustand, da er auch nach dem dritten Schlag nicht umfallen wollte. Ein paar Tage später suchte er mit seiner Einheit nach mir. Dank guter Freunde vergeblich. Er wurde dann von der Polizei mit einem Video einer Überwachungskamera konfrontiert, was ihn bewog, mir seine „aufrichtigste Entschuldigung“ ausrichten zu lassen und seinen Dank, dass ich Schlimmeres verhindert hätte. – Das war, wie oft, eine Mischung aus Glück und Augenmass. Und vor allem kein Krimineller. In einem Land wie Venezuela kann aber auch so eine Situation ganz übel ausgehen.