Ein Flugzeug mit vier Personen an Bord ist am Sonntag (19.) nach dem Start um 16:00 Uhr Ortszeit vom Flughafen „Aeroporto Marechal Cunha Machado“ in São Luís (Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Maranhão) nur knapp einer Katastrophe entkommen. Während sich die Maschine im Steigflug befand, kollidierte sie mit einem großen Rabengeier (Coragyps atratus), der die Frontscheibe durchschlug. Teile des bis zu zwei Kilogramm schweren Tieres wurden in der Kabine verteilt, Crew und Passagiere waren mit Blut und Körperteilen des Geiers bedeckt. Der Pilot entschloss sich zur Notlandung, da die Maschine nicht mehr flugfähig war.
Laut einer Studie der brasilianischen Flugsicherung kommt es pro Jahr im größten Land Lateinamerikas zu über 900 Kollisionen mit Vögeln. 239 der Zusammenstösse ereigneten sich beim Start, 143 bei der Landung eines Flugzeugs. Durch die Kollisionen entstanden im Jahr 2009 Schäden an den Maschinen von rund 2 Millionen US-Dollar. In der Rangliste der in die Zusammenstösse verwickelten Vögel liegt der Rabengeier (Coragyps atratus) an erster Stelle.
Der Coragyps atratus ist häufig am Himmel über Brasilien anzutreffen. Ironischerweise haben diese Tiere keine Feinde, außer den Turbinen und Rümpfen von Flugzeugen, was immer öfter zu Hochrisiko-Situationen für die Fluggäste führt. Theoretisch wirkt sich die Anwesenheit der Tiere positiv auf die Umwelt aus, da sie das Aas vertilgen, welches sonst zum Himmel stinken würde. Das Problem ist deshalb nicht der Vogel, sondern die unzähligen Müllhalden, die sich ohne Kontrolle durch die wachsende Überbevölkerung ausbreiten. Ein weiterer Anreiz für die Anwesenheit der Geier sind die illegalen Schlachthöfe, die ihre Tierkadaver ohne die geringsten Auflagen in die Landschaft entsorgen. Das seit Jahren bekannte Problem in São Luís ist die Deponie „Ribeira“. Dort werden monatlich 26.000 Tonnen Abfälle abgeladen, bis zum Ende dieses Monats soll die Deponie geschlossen werden.
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