Alle 300.000 Staatsbeamte im südamerikanischen Land Bolivien sind verpflichtet eine der indigenen Muttersprachen zu beherrschen. Präsident Evo Morales hatte bereits am 02. August 2012 ein Gesetz unterzeichnet, welches die Staatsbediensteten verpflichtete, eine der 37 von der Verfassung anerkannten Sprachen zu erlernen. Während der Überreichung von Urkunden (Sprach-Zertifikate in Quechua, Aimara, Besiro, Tsimane, Guaraní, Guarayu, Maropa, Cavineño) an mehr als 3.000 Beamte sprach das Staatsoberhaupt von einer „Wiedererlangung der bolivianischen Identität“.
Spanisch ist in ganz Bolivien Amtssprache. Daneben gilt in jeder Region gemäß Verfassung noch mindestens eine weitere lokale indigene Sprache als Amtssprache. Zu den wichtigsten der insgesamt 37 Sprachen gehören Quechua (nord- und südbolivianisches Quechua), Aimara und Guaraní. Spanisch wird von über 80 % der Bevölkerung gesprochen, vor allem in den Städten des Landes. Die Landbevölkerung spricht meist eine der zahlreichen indigenen Sprachen. Viele wachsen aber auch zweisprachig auf. In den Schulen und Universitäten des Landes wird meist nur auf Spanisch unterrichtet, allerdings wird seit 1995 erfolgreich interkulturelle zweisprachige Erziehung (Unterricht in indigener und spanischer Sprache) unterstützt.
Ich lebe im Nachbarland Paraguay, und hier schaut man den seltsamen bolivianischen Staatschef mit all seinen abseitigen bis durchgeknallten Geistesblitzen mit recht gemischten Gefühlen an. Aber in unserem Land geht der Umgang mit Guarani noch viel weiter: es ist Amtssprache und jedermann muss es lernen. Auch zwei meiner Enkel, die für einige Jahre hier gelebt haben.
Hat sich komischerweise bewährt.
Und wenn meine Enkel mal in Europa jemandem begegnen, der Guarani als Muttersprache hat, dann muss ich mir die Ohren zuhalten vor lauter begeistertem Geschrei und Geplapper.