Nach Schätzungen der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation (PAHO) entsprechen die von den Regierungen Lateinamerikas gemeldeten Zika-Infektionen bei weitem nicht der Realität. Die am 2. Dezember 1902 gegründete Internationale Gesundheitsorganisation beider Amerika geht von etwa zwei bis drei Millionen Fälle aus, die bis heute gemeldeten 100.000 Erkrankungen „entsprechen nicht dem Ausmaß der Situation“.
„Diese Daten zeigen bei weitem nicht das Ausmaß, welches wir zugrunde legen und wir brauchen deshalb eine bessere Diagnose. Brasilien hat nach unseren Schätzungen bereits 1,3 Millionen Fälle, Kolumbien eine halbe Million“, gab Marcos Espinal, Direktor der Abteilung Übertragbare Krankheiten von PAHO, auf der Jahrestagung der amerikanischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (AAAS) in Washington bekannt.
Der Experte begründete seine Einschätzung damit, dass im Jahr 2015 in der Region 2,3 Millionen Fälle von Dengue-Fieber und 600.000 Chikungunya-Infektionen registriert wurden. Die Viren werden von der gleichen Stechmücke, die Zika überträgt (Aedes aegypti), verbreitet.
Vor allem muss man in Betracht ziehen, dass nur ein verschwindend kleiner Prozentsatz der an Zika erkrankten einen Arzt konsultiert. Und auch dann kann der Arzt den Fall nicht als bestätigt melden, sondern erst nachdem Laborergebnisse von Blut oder Speichel vorliegen. Ich selber und andere Familienmitglieder haben zwar ärztlichen Rat eingeholt, aber auch nur per Telefon. Also bleiben auch unsere Fälle umregistriert. Solange es keine zwingende Meldepflicht gibt – für die ich ehrlich gesagt keinen Anlass sehe, aber da mag ich irren – werden auch nur die gravierenden Fälle mit Komplikationen gemeldet. Und dies führt dann zwangsläufig zu einer relativen Überbewertung der schweren Fälle. Von den leichten bis normalen Fällen erlangt keine Behörde jemals Kenntnis. Allein in Venezuela sind das ohne jeden Zweifel mehrere Millionen. Anders wäre die hohe Dichte der Krankheitsfälle allein in meiner unmittelbaren Nachbarschaft und in der von Familienmitgliedern und Bekannten, die woanders leben, nicht zu erklären.